Themendossier: Nawaro goes Vielfalt
Nachwachsende Rohstoffe können mehr als nur Mais und Raps sein
Die FNR betreut als Projektträger des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) eine Vielzahl von Projekten, in denen Ansätze für mehr Biodiversität, Klima-, Boden- und Gewässerschutz im und durch den Anbau nachwachsender Rohstoffe entwickelt werden.
Aktuell dominieren in der Lebens- und Futtermittelerzeugung wenige Arten wie Weizen, Mais, Gerste, Raps. Nachwachsende Rohstoffe (NawaRos) bieten die Möglichkeit, diese engen Fruchtfolgen zu erweitern. Derzeit wachsen sie in Deutschland auf rund 2,6 Mio. Hektar, das entspricht gut einem Fünftel der Ackerfläche. Neben den bekannten Energiepflanzen Mais und Raps finden sich im Umfeld von Biogasanlagen auch blühende Dauerkulturen wie die Durchwachsene Silphie oder Wildpflanzenmischungen. Bäume, heckenförmig (Agroforstsysteme) oder flächig (Kurzumtriebsplantagen) angepflanzt, liefern neben Brenn- und Wertholz Strukturvielfalt.
Wissenschaftliche Untersuchungen zum Artenvorkommen in Energie- und Industriepflanzen
Eine Auswahl:
- Durchwachsene Silphie (auch Erkenntnisse zu Wildpflanzen):
https://www.fnr-server.de/ftp/pdf/berichte/22004411.pdf
- Wildpflanzen:
Begleituntersuchungen Kap. 7.2 , 7.3: https://www.fnr-server.de/ftp/pdf/berichte/22038211.pd
- Wildpflanzen:
https://www.uni-muenster.de/GruenSchatz/ergebnisse.html
- Wildpflanzen und Mais-Stangenbohnen-Gemenge:
https://www.lanuv.nrw.de/fileadmin/lanuvpubl/5_natur_in_nrw/Natur-in-NRW_1-2019.pdf
Beitrag ab S. 24
Noch nicht abgeschlossen: - Mais-Stangenbohnen-Gemenge:
https://www.fnr.de/index.php?id=11150&fkz=22027716
- Diverse nachwachsende Rohstoffe:
https://www.final-projekt.de/

Nektar für die Bienen, Energie und Honig für uns!
Biogas-Blühpflanzen: Win-Win für Mensch und Natur - ein Artikel in der taz zum Weltbienentag 2022
Neuer Förderaufruf für Agroforstsysteme
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat am 2. Mai den Förderaufruf "Zukunftsfähige Landwirtschaft mit Agroforstsystemen - Modell- und Demonstrationsvorhaben" veröffentlicht.
Unter anderem möchte das BMEL ein deutschlandweites „Demonstrationsnetzwerk Agroforst“ initiieren. Skizzen können bis zum 31.08.2022 bei der FNR eingereicht werden.
Anis, Arzneihopfen, Johanniskraut und Süßholz
JKI forscht zu Züchtung, Pathologie und biobasiertem Pflanzenschutz
Seit 2020 fördert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft die "Nachwuchsforschergruppe Arzneipflanzen" (NWG) am Julius Kühn-Institut. Die Jungforscher und –forscherinnen wollen dazu beitragen, die ökonomische Anbauwürdigkeit von Johanniskraut und Anis zu verbessern und Lösungsansätze für pilzliche Pflanzenkrankheiten erarbeiten. Sie untersuchen u. a. die Eignung bioaktiver sekundärer Inhaltstoffe aus Süßholz und Arzneihopfen als Fungizid.

Heilpflanze des Jahres 2022 - Die Große Brennnessel
Brennnessel (Urtica dioica) gehört zu den wichtigsten in Deutschland nachgefragten Arzneipflanzen. Der Anteil, der aus heimischem Anbau kommt, ist aber nur sehr gering. Die FNR hat jetzt ein ausführliches Anbauporträt der Großen Brennnessel veröffentlicht, dass sie zusammen mit der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft erstellt hat.

Arznei- und Gewürzpflanzen – besonders wertvoll für die Insektenvielfalt
Forscher/-innen der Universität Bonn untersuchten in einem Projekt zum Arznei- und Gewürzpflanzen-Anbau, ob dieser das Angebot an Pollen und Nektar in den Trachtlücken z. B. gegen Ende Juni bis Ende August und auch darüber hinaus erweitern und dadurch einen Beitrag zum Erhalt oder sogar zur Steigerung der Insektenvielfalt in Agrarlandschaften leisten kann.

Rainfarn ist ein Naturtalent in Sachen Ertrag, Biodiversität, Boden- und Gewässerschutz
Mehrjährige, blühende Biogas-Wildpflanzenmischungen wie die „BG 90“ der Saatgutfirma Saaten Zeller bieten Nahrung für Insekten, Deckung für Wildtiere und binden durch Humusaufbau CO2. Bei der Verwendung mehrjähriger Korbblütler (Asteraceae) besteht zudem ein hohes Bodenverbesserungspotenzial, denn Asteraceen enthalten in den Wurzeln einen sehr hohen Anteil Reservepolysaccharide, die die Mikrobiologie des Bodens aktivieren können. Schließlich zeigen wissenschaftliche Untersuchungen, dass sich mit den Dauerkulturen ein niedriges Risiko zur Nitratauswaschung im Winterhalbjahr verbindet.
Mehrjährige Saatgutmischungen mit Wildpflanzen für die Biogasproduktion
Mehrjährige Blühpflanzenmischungen mit Wildpflanzen für Biogasanlagen versprechen die Verbindung von Ökonomie und Ökologie auf einer Fläche:Sie ermöglichen dem Landwirt ein Einkommen und bieten gleichzeitig Nahrung und Deckung für Insekten, Vögel, Fledermäuse und Wildtiere. In Untersuchungen zum Insektenvorkommen auf solchen Flächen wurde ein breites Artenspektrum nachgewiesen, darunter auch Vertreter der Roten Liste bis hin zur Kategorie "Vom Aussterben bedroht".

Blühmischungen für Biogas: Förderung im Landkreis Rhön-Grabfeld – auch solitäre Wildbienen profitieren
Die große Resonanz auf das Volksbegehren Artenvielfalt in Bayern hat es gezeigt: Biodiversität ist vielen Menschen ein wichtiges Anliegen. Nur: Wie verbessert man die Bedingungen für Insekten, Vögel & Co. in der Landwirtschaft möglichst großflächig?
Blühende Energiepflanzen für Biogasanlagen sind hier ein interessanter Ansatz, weil sie größere Akzeptanz seitens der Landwirte versprechen als Flächenstilllegungen. Zum Motto „Rettet die Bienen und die Bauern“, das die Akteure des Volksbegehrens ausgaben, könnten Energiepflanzen für Biogasanlagen so einen nicht unerheblichen Beitrag leisten.

Gelbe Lupine
Die Gelbe Lupine (Lupinus luteus) wird heute in Deutschland kaum noch genutzt. Dabei hat sie durchaus interessante Eigenschaften: Einen gegenüber der Blauen und Weißen Lupine höheren Rohproteingehalt, eine gute Trockentoleranz und die Eignung für den Anbau auf mageren, nicht kalkhaltigen, sandigen Flächen.
Für eine bioökonomische Nutzung der Pflanze spricht außerdem, dass dafür auch alkaloidhaltige Sorten, sogenannte Bitterlupinen in Frage kommen, die für die Ernährung ungeeignet sind. Gelbe Bitterlupinen haben einen noch deutlich höheren Proteingehalt als die weitgehend alkaloidfreien Gelben Süßlupinen.
Durchwachsene Silphie gut für Bienen
Wichtiger Baustein für mehr Vielfalt in Agrarlandschaften
Die ursprünglich aus Nordamerika stammende Durchwachsene Silphie (Silphium perfoliatum) wird als vielversprechende Maisalternative bereits seit einigen Jahren im Versuchs- und Praxisanbau in Deutschland getestet. Dabei gewonnene Erkenntnisse in Bezug auf ihre positiven ökologischen Aspekte konnten nun in einem Forschungsprojekt bestätigt werden.

Mit Mais-Stangenbohnen zurück in die Zukunft
Mais ist seit mehreren 1.000 Jahren die wichtigste Nutzpflanze in vielen Ländern Nord-, Mittel- und Südamerikas.
Traditionell wird er dort nicht alleine, sondern in Mischkultur angebaut, häufig zum Beispiel mit Stangenbohnen und Kürbissen. Heute gibt es Bestrebungen, mit Mais/Bohnen ein Element aus diesem Mischanbau auf den modernen Pflanzenanbau zu übertragen. Der Anbau für Biogasanlagen ließe sich so vielfältiger und insektenfreundlicher gestalten, gleichzeitig würde man die Vorteile des Maises wie hohe Erträge und eine etablierte Erntetechnik weitgehend beibehalten.

Insektenschutz in Land- und Forstwirtschaft - zwei neue Projekte mit nachwachsenden Rohstoffen
Das Verbundprojekt „FInAL“ zielt vor allem auf Insekten in der Landwirtschaft, während beim zweiten Vorhaben Waldinsekten im Mittelpunkt stehen.
Am 9. Oktober 2018 übergab Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner in Berlin die Zuwendungsbescheide für diese zwei Projekte, in denen es um die Förderung der Insektenbiodiversität beim Anbau nachwachsender Rohstoffe geht.
Mit der Esparsette eine optimalere Vergärung und mehr Vielfalt schaffen
Die Esparsette (auch Saat-Esparsette genannt, Onobrychis viciifolia) hat eine lange Tradition im landwirtschaftlichen Anbau, wird heute aber kaum noch kultiviert.
Dabei kann die mehrjährige Leguminose (Stickstoffsammlerin) mit zahlreichen positiven Eigenschaften aufwarten.

SoNaBi: Neue Hirse-Zuchttypen als bienenfreundliche Energiepflanzen etablieren
Hirsen (Gattung Sorghum) als Energiepflanzen sind eine für Mitteleuropa vielversprechende Alternative zum Mais. Arten wie Sorghum bicolor haben ein hohes Ertragspotenzial und können Wasser und Nährstoffe effizienter als Mais verwerten.
Außerdem ist die Hirse keine Wirtspflanze für den Maiswurzelbohrer, eine Käfer-Art, die in Maisbeständen mitunter große Schäden anrichtet.In einem früheren BMEL/FNR-Projekt wurde bereits ein neuer Sorghum bicolor-Typ gezüchtet, der sich besonders gut für die Biogasproduktion eignet

SoBinEn: Sorghum mit Blühpflanzen kombinieren
SoBinEn ist das Folgeprojekt von SoNaBi: Die neuen und optimierten Sorghum bicolor Dualtyp-Hybriden (Übergangstyp zwischen Korn- und Biomasse-Sorghum) werden nun mit verschiedenen insektenfreundlichen Blühpflanzen als Gemenge und Untersaaten kombiniert.
Der Ansatz verspricht Vorteile bei der Bestäubung und im Gewäserschutz.
Weißer und Gelber Steinklee (Melilotus albus und Melilotus officinalis)
Steinklee (auch Bokharaklee, engl. sweet clover) gehört zur Familie der Fabaceae (Leguminosen) und kommt hauptsächlich als zweijährige Form vor.
Durch den sehr guten Vorfruchtwert und die hohe Biomassebildung ist der Steinklee gerade für Energiepflanzenfruchtfolgen auf trockenen Sandböden interessant, da hier der Mais, aber auch andere Alternativen wie die Durchwachsene Silphie, nicht ertragsstabil sind.

Buchweizen und Quinoa: 100 Tage-Biogas-Zweitkulturen mit Zusatznutzen
Bei Arten wie Mais oder Sorghum als 2. Kultur im Zweikulturnutzungssystem besteht die Gefahr, dass die Vegetationszeit nicht mehr ausreicht, um die erforderliche Siloreife von mehr als 28 Prozent Trockensubstanzgehalt zu erreichen
Die Pflanzen enthalten nach der Ernte noch zu viel Wasser, was zu erhöhten Transportkosten und unerwünschtem Sickerwasser im Silo führt. Hier bieten Kulturen wie Buchweizen und Quinoa mit einer kurzen Vegetationszeit von 90 bis 110 Tagen eine gute Möglichkeit, die Vegetationslücke optimal zu füllen.
