Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR)
OT Gülzow
Hofplatz 1
18276 Gülzow-Prüzen
Telefon +49 3843 6930-0
Fax +49 3843 6930-102
E-Mail: info@fnr.de
www.fnr.de
Energie- und Industriepflanzen bieten das große Potenzial, das Anbauspektrum in der Landwirtschaft zu erweitern und die Biodiversität zu erhöhen. Grundsätzlich sind sehr viele Arten nutzbar. Einem größeren Flächenumfang alternativer Nawaro-Kulturen stehen derzeit häufig noch die geringeren Erträge, der Mehraufwand oder die fehlenden Wertschöpfungsketten entgegen. In Forschungs- und Entwicklungsprojekten wird nach Lösungen gesucht, um biodiversitätsfördernde Energie- und Industriepflanzen noch fitter für die Praxis zu machen.
In diesem Themendossier finden Sie entsprechende Projekte und weitere Beiträge zum Thema.
Eine Auswahl:
Mehrjährige, blühende Biogas-Wildpflanzenmischungen wie die „BG 90“ der Saatgutfirma Saaten Zeller bieten Nahrung für Insekten, Deckung für Wildtiere und binden durch Humusaufbau CO2. Bei der Verwendung mehrjähriger Korbblütler (Asteraceae) besteht zudem ein hohes Bodenverbesserungspotenzial, denn Asteraceen enthalten in den Wurzeln einen sehr hohen Anteil Reservepolysaccharide, die die Mikrobiologie des Bodens aktivieren können. Schließlich zeigen wissenschaftliche Untersuchungen, dass sich mit den Dauerkulturen ein niedriges Risiko zur Nitratauswaschung im Winterhalbjahr verbindet.
Mehrjährige Blühpflanzenmischungen mit Wildpflanzen für Biogasanlagen versprechen die Verbindung von Ökonomie und Ökologie auf einer Fläche:Sie ermöglichen dem Landwirt ein Einkommen und bieten gleichzeitig Nahrung und Deckung für Insekten, Vögel, Fledermäuse und Wildtiere. In Untersuchungen zum Insektenvorkommen auf solchen Flächen wurde ein breites Artenspektrum nachgewiesen, darunter auch Vertreter der Roten Liste bis hin zur Kategorie "Vom Aussterben bedroht".
Blühende Energiepflanzen für Biogasanlagen sind hier ein interessanter Ansatz, weil sie größere Akzeptanz seitens der Landwirte versprechen als Flächenstilllegungen. Zum Motto „Rettet die Bienen und die Bauern“, das die Akteure des Volksbegehrens ausgaben, könnten Energiepflanzen für Biogasanlagen so einen nicht unerheblichen Beitrag leisten.
Für eine bioökonomische Nutzung der Pflanze spricht außerdem, dass dafür auch alkaloidhaltige Sorten, sogenannte Bitterlupinen in Frage kommen, die für die Ernährung ungeeignet sind. Gelbe Bitterlupinen haben einen noch deutlich höheren Proteingehalt als die weitgehend alkaloidfreien Gelben Süßlupinen.
Die ursprünglich aus Nordamerika stammende Durchwachsene Silphie (Silphium perfoliatum) wird als vielversprechende Maisalternative bereits seit einigen Jahren im Versuchs- und Praxisanbau in Deutschland getestet. Dabei gewonnene Erkenntnisse in Bezug auf ihre positiven ökologischen Aspekte konnten nun in einem Forschungsprojekt bestätigt werden.
Traditionell wird er dort nicht alleine, sondern in Mischkultur angebaut, häufig zum Beispiel mit Stangenbohnen und Kürbissen. Heute gibt es Bestrebungen, mit Mais/Bohnen ein Element aus diesem Mischanbau auf den modernen Pflanzenanbau zu übertragen. Der Anbau für Biogasanlagen ließe sich so vielfältiger und insektenfreundlicher gestalten, gleichzeitig würde man die Vorteile des Maises wie hohe Erträge und eine etablierte Erntetechnik weitgehend beibehalten.
Am 9. Oktober 2018 übergab Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner in Berlin die Zuwendungsbescheide für diese zwei Projekte, in denen es um die Förderung der Insektenbiodiversität beim Anbau nachwachsender Rohstoffe geht.
Was im kommerziellen Obst- und Gemüseanbau schon länger Praxis ist, will die Universität Bonn nun auch für den Anbau von Arznei- und Gewürzpflanzen entwickeln: ein Management-System zur gezielten Bestäubung durch Insekten. So wie Gärtner Hummelkolonien per Versandhandel fürs Gewächshaus bestellen können, so ist Ähnliches auch beim Anbau von Fenchel, Thymian & Co. denkbar.
Dabei kann die mehrjährige Leguminose (Stickstoffsammlerin) mit zahlreichen positiven Eigenschaften aufwarten.
Außerdem ist die Hirse keine Wirtspflanze für den Maiswurzelbohrer, eine Käfer-Art, die in Maisbeständen mitunter große Schäden anrichtet.In einem früheren BMEL/FNR-Projekt wurde bereits ein neuer Sorghum bicolor-Typ gezüchtet, der sich besonders gut für die Biogasproduktion eignet
Durch den sehr guten Vorfruchtwert und die hohe Biomassebildung ist der Steinklee gerade für Energiepflanzenfruchtfolgen auf trockenen Sandböden interessant, da hier der Mais, aber auch andere Alternativen wie die Durchwachsene Silphie, nicht ertragsstabil sind.
Die Pflanzen enthalten nach der Ernte noch zu viel Wasser, was zu erhöhten Transportkosten und unerwünschtem Sickerwasser im Silo führt. Hier bieten Kulturen wie Buchweizen und Quinoa mit einer kurzen Vegetationszeit von 90 bis 110 Tagen eine gute Möglichkeit, die Vegetationslücke optimal zu füllen.