PflanzenFachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.

 

Topinambur

Helianthus tuberosus L.

Merkmale

Topinambur ist nahe verwandt mit der Sonnenblume, bildet im Unterschied zu dieser aber an den Wurzeln kartoffelähnliche Knollen aus. Die unterirdischen Sprosstriebe verdicken sich zu braunen, gelben oder roten, unregelmäßig geformten, bewurzelten Stolonen (Sprossknollen), denen die Pflanze auch den Namen „Erdbirne“ verdankt. Der zwei bis drei Meter hohe markgefüllte Stängel sowie die gegenständigen, herzförmigen Blätter sind rau geborstet. Ab September blüht Topinambur dottergelb. Mit fünf bis zehn Zentimeter Durchmesser sind die dottergelben Blütenkörbe deutlich kleiner als bei der Sonnenblume. Die Topinamburpflanze vermehrt sich vegetativ aus den Knollen. Der wichtigste Inhaltsstoff der Knolle ist der Fruchtzucker Inulin.

Kulturgeschichtlicher Hintergrund

Die Indianer Nordamerikas kultivierten Topinambur als Nahrungsmittel. Nach Europa kam Topinambur Anfang des 17. Jahrhunderts zunächst als Zierpflanze. Die nachfolgende Nutzung als Nahrungsmittel endete größtenteils ab dem 18. Jahrhundert mit der Etablierung der Kartoffel. Seit dieser Zeit ist auch die Alkoholherstellung aus den Knollen bekannt. Als Nahrungsmittel ist die Topinamburknolle u. a. für Diabetiker interessant, denn sie enthält viel Fruchtzucker und 7-8 % seiner Kohlenhydrate entfallen auf Inulin.

Anbau

In Deutschland sind wegen fehlender Neuzüchtungen nur alte Sorten verfügbar. Die Pflanz-, Pflege- und Erntetechnologie kann vom Kartoffelanbau übernommen werden. Vier bis fünf Pflanzen pro Quadratmeter werden im Dammbau angebaut, wobei die Standortansprüche geringer sind als bei der Kartoffel. Besonders die Frostverträglichkeit (bis – 30° C) ist von Vorteil, allerdings lässt sich Topinambur schlecht lagern. Die Ernte der Knollen findet von November bis März mit Erträgen zwischen 30-50 t Frischmasse/ha statt. Aus den Stängeln lässt sich zusätzlich Zellulose gewinnen.

Die oberirdische Pflanzenmasse kann auch mittels Feldhäcksler im Spätsommer bei einem TS-Gehalt von 25-30 % geerntet werden. Im Versuchsanbau wurden Krauterträge von ca. 10-20 t Trockenmasse/ha erzielt. Da bei der Krautnutzung die Knollen im Boden verbleiben, erfolgt im nächsten Jahr ein Wiederaustrieb.

Topinambur hat eine enorme Wuchskraft und da bereits Bruchstücke von Rhizomen zum Wiederaustrieb ausreichen, kann es zu Durchwuchsproblemen in der Folgekultur und zu Verwilderung kommen.

Detaillierte Hinweise zu acker- und pflanzenbaulichen Maßnahmen (wie Fruchtfolge, Aussaat, Düngung, Pflanzenschutz usw.) erhalten Sie u. a. über die Landwirtschaftskammern und landwirtschaftliche Landesanstalten.

Verwendung als nachwachsender Rohstoff

  • Substrat für Biogasanlagen (Kraut)
  • Bioethanolherstellung (Knollen)
  • Fasern für die stoffliche Nutzung (Stängel)

Weitere Informationen

 (FNR nach Pude, R.: Pflanzen für Industrie und Energie, LTZ Augustenberg: Kurzinfo – Dauerkulturen zur Biogasnutzung)

FNR/ K. Stolzenburg