PflanzenFachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.

 

Miscanthus

Miscanthus x giganteus

Merkmale

Riesen-Chinaschilf ist eine mehrjährige Landschilfpflanze, die ab dem dritten Jahr Wuchshöhen bis zu vier Meter erreicht. Unterirdisch besitzt die Pflanze ein Rhizomsystem, aus dem kontinuierlich neue Triebe austreiben. Dadurch erreicht die Pflanze im Laufe der Jahre einen Horstdurchmesser von bis zu einem Meter. Riesen-Chinaschilf bildet keine fertilen Samen, die Vermehrung erfolgt ausschließlich vegetativ über die Rhizome. Im Winter werden die Nähr- und Reservestoffe von den Blättern über den Stängel in die Rhizome verlagert. Spätestens mit eintretendem Frost trocknen Blätter und Stängel ab. Durch die Nährstoffverlagerung brauchen die Pflanzenbestände vergleichsweise wenig Düngung mit Nährstoffen. Die Nutzungsdauer von Miscanthus liegt bei über zwanzig Jahren.

Kulturgeschichtlicher Hintergrund

Das aus dem asiatischen Raum stammende Großgras wurde seit den 90er Jahren in Deutschland hinsichtlich Anbau und Ernte erforscht. Zunächst lag das Hauptproblem in der mangelnden Winterfestigkeit im ersten Winter nach der Pflanzung. Veränderungen in der Anzucht und im Anbau haben zu deutlichen Verbesserungen geführt. Die relativ teure Etablierung von Beständen über in Gewebekultur vermehrte Pflanzen wurde zwischenzeitlich durch die einfache Gewinnung und Pflanzung von fingergroßen Rhizomstücken abgelöst.

Anbau

Miscanthus kann auf allen maistauglichen Böden angebaut werden, die über eine gute Wasserversorgung verfügen. Böden mit Staunässe und Bodenverdichtungen sind zu vermeiden, denn diese können zu Ausfall und erheblichen Ertragsminderungen führen.

Die Pflanzung von Rhizomstücken erfolgt im April mit modifizierten Kartoffellegemaschinen. Für eine Pflanzung von vorgezogenen Miscanthuspflanzen können ab Mitte Mai, wenn keine Spätfröste mehr zu erwarten sind, Gemüsepflanzmaschinen eingesetzt werden. Für die Etablierung eines Miscanthusbestandes werden 1 bis 1,5 Pflanzen/m2 als ausreichend erachtet.

Die Ernte von Miscanthus erfolgt in den Wintermonaten, nachdem der oberirdische Aufwuchs abgefroren bzw. abgestorben ist und die Blätter abgefallen sind. Im März oder Anfang April, wenn die Miscanthusstengel ausreichend abgetrocknet sind, erfolgt die Ernte in der Regel mit Feldhäckslern.  Die Trockensubstanzgehalte sollten über 80 % betragen, so dass auf eine Trocknung verzichtet werden kann. Weniger verbreitet ist die sogenannte Ballenlinie. Hierzu werden die Miscanthusstengel gemäht und anschließend in Rund- oder Quaderballen gepresst.

Im Pflanzjahr erfolgt keine Ernte. Im 2. Jahr können bereits ca. 4 bis 7 t/ha Miscanthus  geerntet werden. Ab dem dritten Standjahr liefert ein Miscanthusbestand jährlich hohe Hektarerträge von - je nach Standort - ca. 10 bis 20 t/ha Trockenmasse. Entsprechend dem Ertragsrückgang ist zu gegebener Zeit über einen Umbruch der Fläche und eine Neuanpflanzung zu entscheiden.

In Deutschland wird Miscanthus auf ca. 4.500 ha für verschiedene stoffliche und energetische Verwendungszwecke angebaut.

Verwendung als nachwachsender Rohstoff

Thermische Nutzung

17,6 MJ/kg Heizwert, 13,6 MJ/ kg bei 80 % TM

Heizöläquivalent 4.600 - 9.500 l/ ha,

bei einem Ertrag von 18 t TM/ ha: entspricht 300 GJ/ ha oder 85.000 kWh/ ha oder 8.500 l / ha Heizöläquivalent

Rohstoff für die Industrie

  • Bauindustrie: Zuschlagstoff für Leichtbeton, Putz und Estrich, als Dach- und Schüttdämmung, für Fenster- und Türrahmen,  Spanplatten, als Reet-/Schilfersatz zur Dacheindeckung etc.
  • Automobilindustrie: Lenkräder, LKW-Leichtbau, Ölbinder
  • Zellstoffindustrie: Papier, Pappe, Verpackungsmaterial, Pflanztöpfe

Weiter kann Miscanthus im Gartenbau (Torfersatz, Mulchmaterial) oder als Tiereinstreu (entstaubt) verwendet werden.

Weitere Informationen

 (FNR nach Pude, R.: Pflanzen für Industrie und Energie und KTBL-Datensammlung Energiepflanzen)