PflanzenFachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.

 

Steinklee

Weißer und Gelber Steinklee (Melilotus albus und Melilotus officinalis)

Einleitung

Steinklee (auch Bokharaklee, engl. sweet clover) gehört zur Familie der Fabaceae (Leguminosen) und kommt hauptsächlich als zweijährige Form vor. Es sind aber auch einjährige Formen bekannt. Die Pflanzen bilden im Ansaatjahr eine weißliche, pfahlförmige Primärwurzel aus, die als Speicherorgan für die Überwinterung dient. Der Wiederaustrieb nach dem Winter erfolgt aus Knospen aus dem Wurzelkopf. Steinklee blüht in end- und seitenständigen, vielblütigen Trauben weiß bzw. gelb. Die Pflanzen können in einer Vegetationsperiode Wuchshöhen von bis zu zwei Metern und darüber hinaus erreichen. Steinklee ist nässe- und (nach dem Jugendstadium) sehr trockentolerant und kann, einen zusagenden Reaktionszustand (pH-Wert ca. ≥ 5) vorausgesetzt, auch auf leichtesten Böden hohe Erträge bringen. Auf diesen Standorten ist er die einzige überwinternde Leguminose. Durch seine Fähigkeit, Luftstickstoff zu binden, und durch das sehr kräftige Wurzelsystem besitzt er einen außerordentlich hohen Vorfruchtwert. Die Pflanzenwurzeln sind in der Lage, Bodenverdichtungen zu durchdringen. Die Durchwurzelungstiefe kann bis zu 2,40 m erreichen. Durch den sehr guten Vorfruchtwert und die hohe Biomassebildung ist der Steinklee gerade für Energiepflanzenfruchtfolgen auf trockenen Sandböden interessant, da hier der Mais, aber auch andere Alternativen wie die Durchwachsene Silphie, nicht ertragsstabil sind. Wildpflanzenmischungen als weitere Alternative sind zwar relativ trockenverträglich, bleiben aber für rund fünf Jahre auf der gleichen Fläche stehen. Steinklee kann flexibler als bodenverbessernde Vorfrucht auf wechselnden Flächen eingesetzt werden. Andererseits erfordert er alle zwei Jahre eine neue Bestandesetablierung. Landwirte müssen hier abwägen, welche Eigenschaften ihnen besonders wichtig sind. Zudem sind Anbaupausen von drei bis vier Jahren sinnvoll.

Foto: FNR/Z. Hajkova

Steinklee und Insekten

Unbestritten sind die positiven Eigenschaften des Steinklees als Bienennahrungspflanze. Davon zeugen neben dem lateinischen Namen Melilotus, der so viel heißt wie Honigklee, auch historische Sortennamen wie „Bienenfleiß“. Je nach Bestand sollen die Honigerträge zwischen 100 und 300 kg Honig pro Hektar liegen. Steinkleehonig ist ein heller, fester Honig guter Qualität mit wenig Eigengeschmack (Honigertrag und -qualität nach Literaturangaben).

Steinklee wird von ca. 30 Wildbienenarten angeflogen. Auch Vertreter der Wespen, der Echten Fliegen (Muscidae), der Käfer (Coleoptera), Schmetterlinge (Lepidoptera), Zweiflügler (Diptera) und Hautflügler (Hymenoptera) sind an Steinkleepflanzen zu finden.

Qualitätskriterien/Sorten

 Der Steinklee gehört zu unseren historisch jüngsten Kulturpflanzen. Daraus lässt sich erklären, dass die heute vorhandenen Landsorten kaum züchterisch bearbeitet wurden und noch viele Merkmale von Wildpflanzen haben. Beide Arten des Steinklees enthalten Cumarin, was ihren Einsatz in der modernen Tierfütterung ausschließt. Cumarinarme Zuchtstämme werden nicht gehandelt. Bisher sind zudem über den Saatguthandel keine Angaben zur Wuchsform des vertriebenen Saatgutes zu erhalten. Soll der Steinklee im Ansaatjahr und im Hauptnutzungsjahr als Bienenweide genutzt werden, so kann eine Mischung aus ein- und zweijährigem Steinklee angebaut werden. Wenn die einjährigen Pflanzen abgestorben sind, machen sich die zweijährigen Pflanzen breiter und schließen die Lücken im Bestand problemlos. Beim Anbau von zweijährigem Steinklee kann ein Ausfallrisiko durch den Anbau von Weißem und Gelbem Steinklee reduziert werden. Eine gleichmäßigere Bestandesentwicklung wird allerdings mit Reinsaaten erreicht, da der Gelbe Steinklee früher abreift. Die höchste Biomassebildung wird mit zweijährigem Weißen Steinklee erreicht.

Bienen an Steinkleeblüten

Steinklee ist ein sehr guter Nektar- und Pollenspender für rund 30 Wildbienenarten und Honigbienen. Der lateinische Namen Melilotus heißt so viel heißt wie Honigklee. Foto: S. Biese

Aussaat

Es wird, wie für alle kleinkörnigen Leguminosen, ein gut abgesetztes feinkörniges Saatbett benötigt. Ausgesät werden 20–25 kg/ha Saat sehr flach (Sandböden: 2-3 cm; bessere Böden: 1-2 cm) im Reihenabstand wie Getreide. Ein Anwalzen nach der Aussaat ist empfehlenswert, um Bodenschluss zu gewährleisten. Eine frühe Frühjahrsaussaat ab Februar/ März ist die sicherste Methode zur Bestandesetablierung vor allem auf trockenen Standorten. Die Aussaat kann erfolgen, sobald der Boden befahrbar/ saatbereit ist, allerdings sollte die Saat dabei wieder gut mit Erde bedeckt werden. In älterer Literatur steht, dass die Aussaat in abgehenden Schnee erfolgen kann. Spätere Aussaattermine sind bei genügender Bodenfeuchte bis Anfang August möglich, jedoch nur bis Mai mit der Frühjahrsaussaat gleichwertig. Zum bei Sommersaaten zu erwartenden Wachstumspotential und zur Überwinterungsfähigkeit des Bestandes besteht noch Untersuchungsbedarf. Eine Untersaat in frühräumende, dünn gesäte Deckfrüchte wie Winterroggen, Wintergerste oder Sommergerste kann auf lehmigen Sanden ebenfalls erfolgreich sein. Späträumende Deckfrüchte sind auszuschließen, weil der Steinklee nach ca. zwei Wachstumsmonaten eine Höhe von einem Meter erreichen kann. Steinklee ist schattenempfindlich. Unter ungünstigen Umständen vertrocknen die Pflanzen nach der Deckfruchternte.

Steinklee reagiert positiv auf eine Impfung der Saat mit Rhizobienkulturen. Die entsprechenden Bakterien dafür sind die gleichen wie für Luzerne (Gruppe 2).

Nur zweijährige Pflanzen/Stämme sind zur Überwinterung geeignet. Der Wiederaustrieb nach dem Winter erfolgt aus im Herbst angelegten Knospen am Wurzelkopf. Dazu benötigen die Pflanzen im Herbst eine Mindestmenge an Blattmasse. Deswegen dürfen Bestände, für die eine Weiternutzung im 2. Jahr angestrebt wird, von Mitte August bis Anfang Oktober nicht geschnitten werden. Aus dem gleichen Grund überwintern Aussaaten nach Mitte August in der Regel nicht. Ab Mitte Oktober hat der Steinklee dann genug Knospen angelegt und könnte theoretisch noch geschnitten werden. Sind die Wurzelknospen einmal angelegt, ist der Steinklee sehr winterhart und erträgt Temperaturen unter -30 °C und auch Kälterückschläge im Frühjahr.

Mögliche Einpassung in die Fruchtfolge. Grafik: FNR

Erträge

Im Ansaatjahr sind abhängig von Standort, Nutzungsregime und Aussaatverfahren, Erträge von 25 - 90 dt TM/ha, im zweiten Nutzungsjahr von 50 – 150 (maximal: 190) dt TM/ha möglich. Das Methanbildungspotenzial nimmt im 2. Nutzungsjahr vom Frühjahr bis zum Herbst kontinuierlich ab (Abb. 1), wird aber von den steigenden Erträgen kompensiert (Abb. 2), so dass im 2. Jahr der zweite Schnitt in der Regel den größeren Ertrag als der erste bringt.

Abb. 1: Methanbildungspotenzial nach Vegetationsstadium. Quelle: LFA 2014: "Nachhaltige Erzeugung von Bioenergie auch auf trockenen Sandböden durch Erhöhung der Artenvielfalt (Anbau von Bokharaklee)", Schlussbericht.

Düngung

Steinklee erfordert mindestens einen schwachsauren Standort. Es sollte ein unterer pH-Wert von 5,8 angestrebt werden. In jedem Fall wirken eine Kalkung und eine P-, K- und Mg-Düngung vor der Saat günstig. Nach dem Auflaufen ist der Steinklee sehr anspruchslos und trockentolerant, deswegen ist er für den Anbau auf Sandböden prädestiniert. Als Leguminose zählt der Steinklee zu den Pflanzen, bei welchen sich durch die Symbiose mit Rhizobien und die damit verbundene Luftstickstoff-Fixierung die Stickstoffdüngung erübrigt. Auch eine geringe N-Startgabe führte in Versuchen nicht zu messbarem Ertragszuwachs. In der Nachfrucht kann die mineralische Stickstoffdüngung reduziert werden.

Pflanzenschutz

Eine Unkrautbekämpfung ist im Steinklee schwierig. Da das Herbizidspektrum sehr eingeschränkt ist, kann ein Schröpfschnitt erfolgen, falls Unkräuter die Jungpflanzen zu überwachsen drohen. Gegenüber einem zu tiefen Schnitt ist der Steinklee hier wegen des Verlustes von Triebknospen sehr empfindlich. Im Regelfall wird eine Unkrautbekämpfung nicht nötig sein, da der Steinklee nach unbeeinträchtigter Jugendentwicklung Unkräuter sehr gut unterdrückt.

Abb. 2: Steinkleeerträge nach Ernteterminen. Quelle: LFA 2014: "Nachhaltige Erzeugung von Bioenergie auch auf trockenen Sandböden durch Erhöhung der Artenvielfalt (Anbau von Bokharaklee)", Schlussbericht.

Ernte

Steinklee kann, je nach Aussaattermin und Ernteverfahren, ein- bis zweimal pro Jahr geerntet werden. Bei zeitiger Aussaat zu Beginn der Vegetationsperiode kann im Ansaatjahr mit einem ersten Nutzungsschnitt Mitte Juli gerechnet werden. Wenn er im gleichen Jahr wiederholt genutzt werden soll, muss der erste Schnitt mit langen Stoppeln erfolgen. Während der Vegetationsperiode treiben ausschließlich Stängelknospen in der Achsel der Seitentriebe wieder aus (nötige Stoppelhöhe: 11-20 cm, abhängig vom Sitz aktiver Achselknospen). Soll die folgende Nutzung erst nach Überwinterung erfolgen, so kann der Steinklee ab Anfang bis Mitte Oktober auf kurze Stoppeln geschnitten werden. Im zweiten Jahr ist ein erster Schnitt bis zum Blütenknospenstadium anzustreben, da bei fortgeschrittener generativer Entwicklung (Vollblüte) der Wiederaustrieb nur noch spärlich folgt.

Um Erntekosten zu reduzieren, ist es auch möglich, in jedem Jahr nur einen Spätschnitt einzuplanen. Wenn keine Samenernte vorgesehen ist, sollte der letzte Schnitt zum Stadium der Vollblüte erfolgen, um einen Wiederaustrieb zu verhindern und einer Verunkrautung durch Ausfallsamen vorzubeugen. Für Blütenbesucher vorteilhafter ist allerdings ein Schnitt nach der Blüte.

Unter den richtigen Rahmenbedingungen bildet Steinklee dichte, bis zu 2 Meter hohe Bestände. Foto: FNR/Z. Hajkova

Ernte bei gemeinsamer Nutzung als Biogassubstrat und Bienenweide

Zweijähriger Steinklee blüht hauptsächlich im zweiten Jahr, so dass im Ansaatjahr nur eine geringe Nutzung als Bienenweide möglich ist. Vereinzelte Blüten können von Juli bis zum Frost angeflogen werden und sind aufgrund der geringen Menge vor allem für Wildbienen interessant. Soll im ersten Jahr eine bessere Bienenweide nutzbar sein, wäre ein Mischanbau zwischen ein- und zweijährigen Herkünften möglich. Wenn die Gefährdung der Bienen durch einen Ernteschnitt im zweiten Jahr vermieden werden soll, so ist ein Schnitt vor der Knospenbildung im Mai möglich. Der zweite Schnitt für die Biogasanlage fällt dann während der Blüte an, da nach der Blüte die Biomassequalität nachlässt. Hierbei sollten die Flugzeiten von Honig- und Wildbienen beachtet werden. Ein höherer Biomasseertrag bei besserer Biomassequalität wird mit einem Schnitt von Blühbeginn bis zur Vollblüte im Juni/ Juli erreicht. Ein Kompromiss zwischen beiden Nutzungszielen lässt sich bei Frischverfütterung an die Biogasanlage durch die Schnittnutzung einer Teilfläche zum ersten Termin im Mai und einer Erntestaffelung zum zweiten Schnitttermin erreichen. Auf diese Weise wird die Bienenweide auf den längstmöglichen Zeitpunkt von Juni bis maximal zum Frost ausgedehnt, wobei die letzten Flächen aufgrund zu hoher Fasergehalte nicht mehr für die Biogasanlage eingeplant werden sollten.

Foto: FNR/Z. Hajkova

Silierung

Eine für die Biogasnutzung notwendige Silierung der Erntemasse kann im Herbst gemeinsam mit kohlenhydratreichen Energiepflanzen wie Mais erfolgen. Im Demonstrationsanbau wurde der Steinklee auch zusammen mit Roggen siliert. Die getrennte Silierung ist entweder nach dem Anwelken oder nach Erreichen eines zufriedenstellenden TS-Gehaltes möglich.

 Mit zunehmender generativer Entwicklung erhöht sich der Trockensubstanzgehalt fortlaufend auf 25-35 %. (Vollblüte >25 % TS).

Zum Weiterlesen:

Steinklee blüht weiß und gelb. Foto: FNR/Z. Hajkova