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Arznei- und Gewürzpflanzen – besonders wertvoll für die Insektenvielfalt

Forscher/-innen der Universität Bonn untersuchten in einem Projekt zum Arznei- und Gewürzpflanzen-Anbau, ob dieser das Angebot an Pollen und Nektar in den Trachtlücken z. B. gegen Ende Juni bis Ende August und auch darüber hinaus erweitern und dadurch einen Beitrag zum Erhalt oder sogar zur Steigerung der Insektenvielfalt in Agrarlandschaften leisten kann.

Dazu erfassten die Wissenschaftler/-innen u. a. das Vorkommen von Echten Bienen (Apidae) und Schwebfliegen (Syrphidae) auf den Versuchskulturen Bohnenkraut, Fenchel und Öllein. Als Referenz führten sie die gleichen Untersuchungen auf blütenarmen Getreidekulturen sowie nicht zur Nutzung gedachten Blühmischungen durch, in der Wilde Möhre und Phacelia blühten.

Konkret fing das Projektteam auf den Flächen jeweils an vier Terminen während einer Blütensaison für zweimal 30 Minuten mittels Kescher die dort vorkommenden blütenbesuchenden Insekten. Im Ergebnis profitierten insbesondere Schwebfliegen stark vom Pollenangebot der Arznei- und Gewürzpflanzen: Sie kamen auf Bohnenkraut, Fenchel und Lein immer mit deutlich höheren Artenzahlen (insgesamt 66 Arten) und ebenfalls deutlich mehr Individuen als auf den Referenzflächen vor. In Deutschland gibt es rund 440 Schwebfliegen-Arten; sie zählen nach den Bienen zu den wichtigsten Bestäubern unserer Breiten. 
Bei den Echten Bienen fielen vor allem die auf Bohnenkraut, Fenchel und Öllein erfassten Individuenzahlen immer höher als auf den Vergleichsflächen aus. Die Artenzahlen der Echten Bienen (insgesamt 63 Arten) auf Bohnenkraut, Fenchel und Sommerlein wurden von den Artenzahlen auf den Blühflächen nur selten erreicht. (Quellen: Tagungsbroschüre 30. Bernburger Winterseminar Arznei- und Gewürzpflanzen 2020, Saluplanta e. V. Bernburg; Zeitschrift für Arznei- und Gewürzpflanzen 3/2020; Universität Bonn)

Das Projekt „Entwicklung eines Bestäubungsmanagements im Arzneipflanzenanbau zur Steigerung der Erträge und gleichzeitigen Erhöhung der Ökosystemleistungen“ der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn konnte somit zeigen, dass der Anbau von Arznei- und Gewürzpflanzen potenziell einen besonders großen Beitrag zur Förderung der Biodiversität leistet, und dies bei gleichzeitiger, produktiver Nutzung der Agrarflächen. Aktuell können die Betriebe in Deutschland die steigende heimische Nachfrage nach pflanzlichen Inhaltsstoffen für Arzneimittel, Kosmetika & Co. bei weitem nicht decken. Die Forscher/ innen der Universität Bonn sprechen dem heimischen Anbau der Sonderkulturen daher ein enormes sowohl ökonomisches als auch ökologisches Potenzial zu, wenn es darum geht, eine moderne, multifunktionale Landwirtschaft der Zukunft zu etablieren. Mit der Tatsache, dass der Anbau von Arznei- und Gewürzpflanzen Landwirte z. T. noch vor große Herausforderungen stellt, will sich das Forscherteam in weiteren Projekten beschäftigen. Mehr Informationen zum Einstieg in diesen Produktionszweig: Interview mit Alfred Zink von der Martin Bauer Group. 

Pressemitteilung zum Start des Vorhabens „Entwicklung eines Bestäubungsmanagements im Arzneipflanzenanbau zur Steigerung der Erträge und gleichzeitigen Erhöhung der Ökosystemleistungen“.
 

Quelle: Birgit Bierschenk