PflanzenFachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.

 

Faserlein

Linum usitatissimum L.;
Familie der Leingewächse (Linaceae)

Merkmale

Der einjährige Faserlein, auch Flachs genannt, wird mit einer Höhe von bis zu 1,6 m deutlich größer als der Öllein und ist wesentlich weniger verzweigt als dieser. Die Blüten mit fünf Kelchblättern in den Farben violett, blau, rosa, weiß entwickeln nach Selbstbefruchtung Fruchtkapseln mit bis zu zehn rundoval-flachen, glänzenden hellgelb bis
dunkelbraunen Samen.

Kulturgeschichtlicher Hintergrund

Vor mehr als 6.000 Jahren wurde der Lein von Ägyptern und Sumerern angebaut und gelangte in der jüngeren Steinzeit in das südliche Mitteleuropa. Flachs stellte in Europa die wichtigste Textilfaser dar, erst im 19. Jahrhundert ersetzte ihn die geschmeidigere Baumwolle. 1957 wurde der Leinanbau in der Bundesrepublik, 1979 in der DDR eingestellt. Seit 1986 findet der Anbau von Faserlein wieder statt. In jüngster Zeit werden durch die Industrie zunehmend wieder kurze Flachsfasern nachgefragt, da sie
gegenüber Fasern aus synthetischen Polymeren und Glasfasern deutliche Vorteile aufweisen: Sie verfügen über ein geringeres spezifisches Gewicht und sind biologisch abbaubar.

Anbau

Faserlein kann extensiv angebaut werden, allerdings muss für eine optimale Faserausbildung genügend Wasser zur Verfügung stehen. Die Aussaat erfolgt Ende März mit dem Ziel, 1.800 Pflanzen pro m2 zu erhalten. Zur Ernte wird die Pflanze mit einer Raufmaschine einschließlich Wurzel aus dem Boden gezogen und noch auf dem Feld einem Gärungsprozess zur Trennung der Gefäßbündel (Tauröste) unterworfen. Es können Gesamterträge von 80 dt/ha mit einem Fasergehalt von 25 % erreicht werden.

Inhaltsstoffe

Langfasern: 15 - 25 % des Ernteguts
Kurzfasern: 3 - 13 %
Schäben (Holzbestandteile): 35 - 50 %

Verwendung

Flachsfasern wurden bisher überwiegend in der Textilindustrie verwendet. Die sogenannten Langfasern werden dort zu hochwertigen Garnen und Leinenstoffen verarbeitet. Zunehmend interessant wird der Einsatz von Kurzfasern (Werg) in technischen Produkten wie Formpressteilen für den Fahrzeugbau, technischen Vliesen und Filzen, Dämmstoffen und Papier. Auch die Holzbestandteile, die Schäben finden Verwendung als Baumaterial, Brennstoff und Einstreu in der Landwirtschaft.

Lein. Foto: FNR/Volker Petersen

Flachsraufen. Foto: FNR/D. Habbe