PflanzenFachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.

 

Waldinsektenschutz

Waldinsektenschutz durch Biotopverbund in und zwischen Wäldern

Ziel

  • Entwicklung und Evaluierung von waldinsektenschützenden und –fördernden Strategien durch Schaffung und Optimierung von Biotopen in Wäldern sowie Vernetzung von Waldinseln in waldarmen Regionen mittels Hecken, Agroforstsystemen, Baum- und Waldstreifen.

Aufgaben

  • Auswahl von zwei Untersuchungsräumen:
    • eine überwiegend und seit langem bewaldete Region und
    • eine stark ausgeräumte Agrarlandschaft mit geringem, stark fragmentiertem Waldanteil
  • Vergleichende Erfassung  der Vorkommen bedeutender Insektengruppen der Waldfauna (Käfer, Stechimmen, darunter Wildbienen, Hummeln und Wespen, sowie Großschmetterlinge) an wichtigen Wald- bzw. Waldreststrukturen in diesen Untersuchungsräumen
  • Herausarbeitung von Gefährdungsfaktoren für Insektenpopulationen in Wäldern
  • Identifizierung wichtiger Wald- bzw. Waldreststrukturen als Quellen (Hotspots) für die Wiedervernetzung von Waldlebensräumen
  • Identifizierung wichtiger Verbundstrukturen in- und außerhalb von Wäldern zur Umsetzung eines wirkungsvollen Biotopverbundes
  • Erarbeitung, Umsetzung und Evaluierung von insektenfördernden Maßnahmen in beiden Untersuchungsräumen
  • Zu den Maßnahmen gehören zum Beispiel
    • Erhöhung des Altholzanteils und Sicherung von Totholzanteilen
    • Gestaltung von Waldinnen- und Waldaußenrändern
    • Anlage von Blühbereichen im Wald
    • Partielle Wiedereinführung der besonders artenreichen Waldbewirtschaftungsform Mittelwald (Kombination aus Nieder- und Hochwald)
    • Insektenfreundliche Gestaltung von waldquerenden Trassen, etwa von Straßen, Bahnlinien oder Stromnetzen
  • Für die waldarme Untersuchungsregion: Kartographische Modellierung einer Vernetzung von Waldinseln mittels Hecken, Agroforstsystemen, Baumreihen oder Waldstreifen entlang von Straßen, Trassen oder Gewässern.
  • Aufbereitung der Ergebnisse in Form von Materialien für die Waldbesitzerberatung und Waldpädagogik.

Status Quo

  • Ende 2017 wurde  eine Studie zum dramatischen Rückgang von Insekten veröffentlicht. Das zentrale Ergebnis lautete: In den letzten 27 Jahren hat die Biomasse flugaktiver Insekten in 63 deutschen Naturschutzgebieten um knapp 76 Prozent abgenommen. Auch andere Untersuchungen dokumentieren einen Rückgang der Insektenzahlen und –arten in Mitteleuropa.
  • Im Bereich der Waldinsekten gilt als einer der mutmaßlichen Faktoren die Fragmentierung und Verinselung von Waldlebensräumen. Außerdem wurden viele Waldflächen erst vor einigen Jahrzehnten aufgeforstet, es fehlt damit an der sog. Habitatkontinuität, also an kontinuierlich seit Jahrhunderten bewaldeten Lebensräumen, die für die Entwicklung vieler Arten wichtig sind. Schließlich kommt auch innerhalb des Waldes eine Abnahme an wichtigen Strukturelementen wie stark dimensioniertem Totholz, lichten Bestandespartien etc. hinzu.
  • Unter den Flächenländern in Deutschland nimmt Mecklenburg-Vorpommern bezogen auf den Waldanteil heute den vorletzten Platz ein. Die mit der Zurückdrängung des Waldes einhergehende Verinselung der Waldreste ist demzufolge gerade in Mecklenburg-Vorpommern außerordentlich hoch.
  • Diesem Projekt liegt die These zugrunde, dass auf den Wald beschränkte Insektenschutzmaßnahmen in waldarmen Regionen zu kurz greifen, wenn das landschaftliche Umfeld nicht einbezogen wird und keine Vernetzung fragmentierter Waldflächen erfolgt. Ein zentrales Merkmal des Projektes ist es deshalb, Schutzmaßnahmen landschaftsübergreifend zu konzipieren und beispielhaft umzusetzen.

Vorteile

  • Insektenfördernde Maßnahmen können nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch vorteilhaft sein. Beispiele sind:
    • Blühstreifen an Wald-Verkehrswegen, die die Gefahr umstürzender Bäume reduzieren,
    • die Förderung von Nützlingen, die für eine natürliche Schädlingskontrolle sorgen und den Pflanzenschutzmittelbedarf verringern oder
    • Baumstreifen im Biotopverbund, die auch den nachwachsenden Rohstoff Holz liefern.
  • Die Kombination von praxisbezogener Forschung mit entsprechenden praktischen Umsetzungskonzepten ist ein Alleinstellungsmerkmal des Projektes. Die erfolgreich erprobten Ansätze lassen sich deutschlandweit auf viele Regionen übertragen und können in Handlungsstrategien für Waldbesitzer, Politik und Naturschutz einfließen.

Projektdaten und –partner

Das Vorhaben „Schutz- und Forschungsprojekt zur Verbesserung der Lebensraumsituation von Insektenpopulationen in Wäldern“ mit dem Förderkennzeichen 22013518 wird von der Landesforst Mecklenburg-Vorpommern durchgeführt.

Projektlaufzeit: 10/2018 – 09/2021

 

Käger Großer Eichenbock. Foto: Foto: Henrik Larsson - stock.adobe.com

Großer Eichenbock (Cerambyx cerdo), einst häufig, heute in Deutschland vom Aussterben bedroht. Foto: Henrik Larsson - stock.adobe.com