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Zaubernuss

Zaubernuss (Hamamelis virginiana L.)

 

Mit 14 Phytotherapeutika und 21 Homöopathika wird die Zaubernuss in Deutschland zu zahlreichen Arznei­mitteln verarbeitet. Die Phytotherapie setzt sie nicht nur bei schlecht heilenden Wunden, sondern auch bei Hämorrhoiden, krampfaderartigen Erweiterungen der Venen im Übergang vom Mastdarm zum Enddarm, ein. Die Kosmetikindustrie nutzt sie für Rasier- und Gesichtswässer, Deodorantien und Hautpflegeprodukte.

Synonyme
Hexenhasel, Hexenhaselstrauch, Virginischer Zauberstrauch, Virginische Zaubernuss, Zauberhasel, Zauberhaselstrauch

Biologie
Zaubernuss gehört zur Familie der Zaubernussgewächse (Hamamelidaceae). Es handelt sich um einen 2 bis 7 m hohen, sommergrünen Strauch mit abstehenden Zweigen sowie rundlich-ovalen, zugespitzten und auf der Oberseite glänzend grünen Blättern. Die gelben, korallenartig geformten Blüten werden nach dem Blattabwurf im Herbst bis Winter in Büscheln an den Zweigen gebildet und sind frosthart wie die Pflanze. Im nächsten Sommer entstehen die Früchte, holzige, behaarte Kapseln, die nach der Reife aufspringen und 1 bis 2 ovale, glänzendschwarze Samen herausschleudern.

Vorkommen
Die frostharte Zaubernuss ist in den Laubwäldern des atlantischen Nordamerika beheimatet. Für das Wachstum bevorzugt sie sonnige bis leicht schattige Standorte. Die für die Herstellung von Arzneimitteln verwendeten Blätter und Rinde stammen überwiegend aus Wildsammlungen in den USA; ein großflächiger Anbau des Strauches in Europa ist möglich, da die Pflanze in Gärten und Parks als Zierpflanze wächst.

Anbau
Der Anbau von Zaubernuss erfolgt auf tiefgründigen, lockeren, humosen, feuchten und leicht sauren Böden mit einem geringen Kalkgehalt. Sonnige bis leicht schattige Standorte sind von Vorteil.

Zur Produktion von Phytopharmaka verwendete Pflanzenteile
Für die Produktion von Phytopharmaka werden im Herbst die wirkstoffhaltigen Blätter und die Rinde geerntet; die getrockneten Blätter (Droge) werden lateinisch als Hamamelidis folium bezeichnet, die getrocknete Rinde (Droge) trägt die lateinische Bezeichnung Hamamelidis cortex.

Inhaltsstoffe

  • Gerbstoffe, insbesondere Hamamelitannin, Gallotannine
  • Flavonoide
  • ätherisches Öl

Zubereitungen
Während Blätter und Rinde zu Tee aufgebrüht werden, entsteht über die Wasserdampfdestillation der Kaltwasserauszüge von frischen oder getrockneten Zweigen und Blättern Hamameliswasser (lat. Hamamelidis aqua).

In modernen Phytopharmaka (Salben, Cremes, Zäpfchen) sind gerbstoffhaltige Auszüge aus den Blättern und der Rinde der Zaubernuss enthalten, die mit Hilfe eines wässrig-alkoholischen Extraktionsmittels gewonnen werden.

Pharmakologische und medizinische Wirkung
Gegen akuten Durchfall hilft traditionell Tee aus 0,1 bis 1 g Blättern und Rinde täglich. In Umschlägen pur oder im Verhältnis 1:3 mit Wasser verdünnt heilt die Volksmedizin mit Hamameliswasser schlecht heilende Wunden sowie akute und subchronische entzündliche Hautausschläge (Ekzeme).
Moderne Salben, Cremes und Zäpfchen helfen bei leichten Hautverletzungen, lokalen Entzündungen der Haut und der Schleimhäute, Hämorrhoiden sowie Krampfadern.

Bei Hämorrhoiden und Entzündungen der Analschleimhaut macht man sich die in der Zaubernuss enthaltenen Gerbstoffe zunutze, die eiweißfällend und zusammenziehend wirken und eine dichte Lage oberflächlicher Zellschichten auf Wunden der Haut und Schleimhaut bilden. Das Zellgefüge schrumpft, die Durchblutung wird herabgesetzt, Entzündungen heilen. Durch die leichte Betäubung der Haut- und Schleimhautoberfläche wird der Juckreiz gestillt.

Klinische Studien belegen eine Wirkung vergleichbar der corticoidhaltiger Arzneimittel. Die Kommission E empfiehlt mehrmals täglich den Auftrag einer zaubernusshaltigen Zubereitung mit 0,1 bis 1 g Zaubernussdroge.

Zaubernusshaltige Phytopharmaka gelten als gut verträglich.

Chinesische Zaubernuss (Hamamelis molis)

Foto: Chinesische Zaubernuss (Hamamelis molis), Jean-Pol Grandmont