PflanzenFachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.

 

Weide

Weide:
Purpurweide (Salix purpurea L.),
Reifweide (Salix daphnoides Vill.),
Knackweide (Salix fragilis ),
Lorbeerweide (Salix pentandra L.),
andere Weidearten (Salix spec.)

 

Durch die Entwicklung synthetischer Schmerzmittel haben Weidenpräparate aus heimischer Produktion stark an Bedeutung verloren. Nur 7 Phytopharmaka und 2 Homöopathika sind auf dem Markt. Mit dem Inhaltsstoff Salicin behandelt man fieberhafte Erkrankungen, rheumatische Beschwerden und Kopfschmerzen. Er ist auch die Modellsubstanz für die synthetische Substanz Acetylsalicylsäure, die seit Jahrzehnten unter dem Handelsnamen "Aspirin" verkauft wird. Der Körper bildet aus Salicin bzw. Acetylsalicylsäure die schmerzstillende Salicylsäure. Während sie selbst erhebliche Magen- und Darmbeschwerden hervorruft, sind Salicin und Acetylsalicylsäure relativ gut verträg­lich. Da Salicin die geringsten Auswirkungen auf den Magen-Darm-Trakt hat,  werden chronische Schmerzen meist mit weidehaltigen Arzneimitteln behandelt.

Synonyme
Felbe, Hartrinde, Weene, Wie, Wicheln, Weden, Wieden, Wilge, Kamprinde, Knackrinde, Maiholzrinde, Korbweide

Biologie
Die Weide gehört zur Familie der Weidengewächse (Saliaceae). Für die Arzneimittelproduktion ist vor allem die Rinde der Purpurweide, Reifweide, Knackweide und Lorbeerweide von Bedeutung.
Die Weide ist ein mehrjähriger Strauch oder Baum. Die Blätter haben kurze Stiele und sind verkehrt eiförmig bis lanzettlich geformt. Die Blüten/Kätzchen werden im zeitigen Frühjahr (März) vor oder zeitgleich mit den Blättern getrieben. Die männlichen Blüten lassen die gelben Staubbeutel erkennen, die weiblichen Blüten sind durch einen Flaum gekennzeichnet und weisen eine Nektardrüse auf. Die Blüten der beiden Geschlechter finden sich auf unterschiedlichen Pflanzen; die Weide ist zweihäusig. Bei den gebildeten Früchten handelt es sich um konische Kapseln mit stumpfer Spitze und weiß behaarter Oberfläche.

Vorkommen
Weiden kommen in Europa und Asien an Teichen, Bach- und Flussufern, auf feuchten Wiesen und in Auwäldern vor. Für Phytopharmaka wird Weidenrinde vorwiegend auf dem Balkan (Bulgarien, ehemaliges Jugoslawien, Rumänien, Ungarn) wild gesammelt, stammt aber auch aus dem eigenen Anbau von Arzneimittelherstellern.

Anbau
Weiden wachsen am besten auf Böden mittlerer Qualität mit durchschnittlicher Wasserversorgung, d. h. mit Niederschlägen von über 600 mm in grundwasserfernen Lagen. Während der Vegetationsphase sollte die mittlere Temperatur über 12 °C liegen. Die Weide kann auf forstlich oder landwirtschaftlich genutzten Flächen Mitteleuropas also problemlos angebaut werden. Sie toleriert einen hohen Salz- und Schwermetallgehalt des Bodens. Da sie jedoch Cadmium aufnimmt und einlagert, sollte zur Produktion von Arzneimitteln der Anbau auf schwermetallarmen Böden erfolgen.

Zur Produktion von Phytopharmaka verwendete Pflanzenteile
In Phytopharmaka ist die im Frühjahr gesammelte wirkstoffhaltige Rinde junger Zweige und/oder Zweigspitzen verschiedener Weidenarten enthalten; das getrocknete Pflanzenmaterial (Droge) wird lateinisch als Salicis cortex bezeichnet.

Inhaltsstoffe

  • Salicin und Salicinderivate
  • weitere Phenolglycoside
  • Flavonoide, u. a. Salipurposid
  • Purpurein
  • Salireposid
  • Catechin

Zubereitungen
Weidenrinde ist, oft kombiniert mit andere Arzneipflanzen, in vielen Erkältungs- und Rheumatees enthalten. In modernen Phytopharmaka (Kapseln, Tabletten) werden Extrakte eingesetzt, die durch Auszug der wirkstoffhaltigen Weidenrinde mit einem wässrigen bzw. wässrig-alkoholischen Extraktionsmittel gewonnen werden.

Pharmakologische und medizinische Wirkung
Da Weidenrinde Schmerzen stillt, Entzündungen hemmt und Fieber senkt, ist sie nicht nur traditionell Grundsubstanz vie­ler Erkältungs- und Rheumatees, sondern auch in modernen Arzneimitteln enthalten. Fieberhafte Erkältungskrankheiten, chronische Schmerzen bei entzündlichen Erkrankungen des Bewegungsapparates und andere entzündliche schmerzhafte Erkrankungen sind typische Behandlungsbeispiele. Vor allem bei chronischen Schmerzen z. B. bei Arthrosen und Rheuma, macht man sich die durch klinische Studien belegte verzögert einsetzende aber lange andauernde Wirkung des Naturmittels zunutze. Neuere Studien führen die genannten Wirkungen primär auf den Weideninhaltsstoff Salicin zurück, sprechen weiteren Bestandteilen jedoch ebenfalls schmerzstillende und entzündungshemmende Wirkung zu. Während die Kommission E gegen chronische Schmerzen z. B. bei Arthrosen und Rheuma eine mittlere Tagesdosis Weidenrinde entsprechend einem Gesamtsalicingehalt von 60 bis 120 mg empfiehlt, rät die European Scientific Cooperative on Phytotherapy zu 60 bis 240 mg. Weidenrindehaltige Arzneimittel gelten als gut verträglich.

Pharmaweide (Salix spec.)

Foto: Pharmaweide (Salix spec.), Martin Bauer GmbH & Co. KG