PflanzenFachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.

 

Sonnenhut

Purpurfarbener Sonnenhut (Echinacea purpurea L.), Schmalblättriger Sonnenhut (Echinacea angustifolia DC.)
 

Aus Purpurfarbenem, Schmalblättrigem und Blassem Sonnenhut werden in Deutschland zahlreiche Arzneimittel hergestellt. 104 Präparate sind am Markt, von denen 26 Blassen, 39 Schmalblättrigen und 39 Purpurfarbenen Sonnenhut enthalten. Schmalblättriger Sonnenhut wird ausschließlich, Blasser Sonnenhut überwiegend in der Homöopathie eingesetzt. Purpurfarbener Sonnenhut dagegen ist sowohl in der Phytotherapie als auch in der Homöopathie von Bedeutung. Die Phytotherapie stimuliert mit Purpurfarbenem und Blassem Sonnenhut nicht nur das Immunsystem. Die Präparate helfen auch vorbeugend und heilend bei Infektionen der oberen Luftwege und der ableitenden Harnwege. Auch oberflächliche Wunden werden mit Sonnenhut behandelt.

Synonyme
Kegelblume, Igelkopf

Biologie
Sonnenhut gehört zur Familie der Korbblütenge­wächse (Asteraceae, Compositae). Er ist eine ausdauernde Pflanze mit rosa bis purpurfarbenen hängenden Zungenblüten. Die einsamigen Schließfrüchte sind hellbraun gefärbt. Die Arten unterscheiden sich in Wuchshöhe, Blattform und Wurzelsystem.

Purpurfarbener Sonnenhut wird ca. 80 bis 150 cm hoch, hat eiförmige kahle Blätter und hellbraune, faserähnliche Wurzeln, die einen mehrköpfigen Wurzelstock bilden.

Blasser Sonnenhut bleibt mit ca. 50 bis 100 cm kleiner, hat schmal lanzettliche Blätter und mehrere starke, senkrecht in den Boden reichende Pfahlwurzeln von bis zu 35 cm Länge.

Vorkommen
Die Gattung Echinacea ist im östlichen Nordamerika beheimatet. Die Ureinwohner behandelten mit Blassem Sonnenhut schlecht heilende Wunden. Da die Kultivierung in Europa misslang, züchtete man Purpurfarbenen Sonnenhut für pharmazeutische Zwecke. Sein Anbau erfolgt hauptsächlich mittels Vertragsanbau sowohl in Deutschland als auch im Ausland. Die Wurzeldroge von Blassem Sonnenhut stammt vorwiegend aus Wildsammlungen, ein geringer Teil wird mittels Anbau in den USA und Europa gewonnen.

Anbau
Sonnenhut wächst auf vielen Böden, am besten jedoch auf humosen, nicht zu schweren und nicht staunassen Böden mit einem pH-Wert von 6 bis 7 an sonnigen Standorten mit ausreichender Wasserversorgung. Sonnenhut ist frosthart. Für die Ernte der Wurzel wird Sonnenhut einjährig mittels Pflanzung angebaut; für die Ernte des mehrjährig genutzten Krauts ist eine Aussaat, insbesondere des Purpurfarbenen Sonnenhuts, möglich.

Zur Produktion von Phytopharmaka verwendete Pflanzenteile
In Phytopharmaka sind frische Blätter, Zweige und Blüten des Purpurfarbenen Sonnenhuts und die Wurzel des Blassen Sonnenhuts enthalten. Die entsprechenden Pflanzenmaterialien (Drogen) werden lateinisch als Echinaceae purpureae herba und Echinaceae pallidae radix bezeichnet.

Inhaltsstoffe
Kraut des Purpurfarbenen Sonnenhuts:

  • Kaffeesäurederivat Cichoriensäure
  • verschiedene Alkamide/Ketoalkine
  • Polysaccharide
  • ätherische Öle

Wurzel des Blassen Sonnenhuts:

  • Kaffeesäurederivate Echinacein, Echinolon, Echinacosid
  • verschiedene Alkamide/Ketoalkine
  • Polysaccharide
  • ätherische Öle

Zubereitungen
Tabletten, Dragees etc. enthalten den Presssaft des Krauts des Purpurfarbenen Sonnenhuts oder Wurzelextrakte des Blassen Sonnenhuts.

Für den Presssaft wird das frische Kraut abgepresst und mit 22 Prozent Alkohol stabilisiert; Wurzelextrakte werden durch Auszug mit einem wässrig-alkoholischen Extraktionsmittel gewonnen.

Pharmakologische und medizinische Wirkung
Die Behandlung mit Presssaft hat Tradition. Äußerlich aufgebracht heilen Präparate mit 15 % Saftanteil schlecht heilende, oberflächliche Wunden, sollen aber nicht länger als 8 Wochen eingesetzt werden. Klinische Studien belegen, dass Sonnenhutpräparate bei Infektionen der oberen Luftwege die Symptome lindern und eine schnellere Heilung bewirken. Mit diesen Phamazeutika können gesunde Menschen ebenso wie Menschen mit erhöhter Infektanfälligkeit Infektionen vorbeugen. Bei grippeartigen Infekten empfiehlt die Kommission E maximal 8 Wochen lang täglich 900 mg Sonnenhutwurzel bzw. die entsprechende Menge Wurzelextrakt. Mit Presssaft werden wiederkehrende Infekte der Atemwege und der ableitenden Harnwege behandelt. Täglich 6 bis 9 ml sollen nicht länger als 8 Wochen eingenommen werden. Sonnenhut gilt zwar als nebenwirkungsarm, ist jedoch nicht immer gut verträglich. Da man befürchtet, dass dadurch Autoimmunkrankheiten stimuliert werden, bei denen sich die Wirkung des Immunsystems gegen den Körper richtet, ist die Anwendung sonnenhuthaltiger Arzneimittel bei fortschreitenden Allgemeinerkrankungen wie Tuberkulose, Degeneration des Bindegewebes, Multipler Sklerose und anderen Autoimmunkrankheiten untersagt.

Purpurfarbener Sonnenhut (Echinacea purpurea L.)

Foto: Purpurfarbener Sonnenhut (Echinacea purpurea L.), Fotolia