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Schöllkraut

Schöllkraut (Chelidonium majus L.)
 

Schöllkraut, das bei krampfartigen Beschwerden im Bereich der Gallenwege und des Magen-Darm-Trakts hilft, wird in Deutschland zu einer Vielzahl von Arzneimitteln verarbeitet. Zurzeit befinden sich 8 Phytopharmaka und 25 Homöopathika auf dem Markt.

Synonyme
Schellkraut, Schillkraut, Warzenkraut, Goldkraut, Blutkraut, Teufelsmilch, Maikraut, Trudenmilch, Schwalbenkraut, Schwalbenwurz, Gelbes Millkraut, Goldwurz, Wulstkraut, Wasserkraut, Schindkraut

Biologie
Schöllkraut gehört zur Familie der Mohngewächse (Papaveraceae). Es handelt sich um eine mehrjährige, bis zu 1 m hohe Pflanze mit verzweigtem Wurzelstock. Die Stängel sind stark behaart, verzweigt und enthalten in Milchröhren den charakteristischen, gelb gefärbten, ätzenden Milchsaft. Die Blätter sind wechselständig mit 2 bis 5 Paar ovalen Blättchen. Die gelben Blüten, die im Gegensatz zu vielen anderen Blüten nur 4 Blütenblätter aufweisen, werden von April bis September laufend in Form von kleinen Dolden gebildet, die gegenüber den Blättern am Stängelende sitzen. Bei den Früchten handelt es sich um längli­che Kapseln, die 3 bis 5 eiförmige, schwarze Samen mit weißen Punkten enthalten.

Vorkommen
Schöllkraut kommt als Wildpflanze in den gemäßigten und subtropischen Zonen Europas und Asiens vor. Als Stickstoff liebende Pflanze wächst es bevorzugt neben Mauern, an Wegen und Zäunen, auf steinigem Grund, unter Ufergebüsch und in schattigen Hainen. Die zur Produktion von Phytopharmaka genutzten Pflanzen werden aus Wildsammlungen in osteuropäischen Ländern sowie aus kontrolliertem Anbau in Polen gewonnen.

Anbau
Der Anbau von Schöllkraut ist auf verschiedenen stickstoffhaltigen Böden mittels Aussaat möglich. Hauptanbaugebiet und somit Hauptexportland ist Polen.

Zur Produktion von Phytopharmaka verwendete Pflanzenteile
Für Phytopharmaka erntet man zur Blütezeit das Kraut, bestehend aus Blättern, Blüten und Zweigen; das getrocknete Pflanzenmaterial (Droge) wird lateinisch als Chelidonii herba bezeichnet.

Inhaltsstoffe

  • Alkaloide, insbesondere Coptisin, Chelidonin, Chelerythrin, Sanguinarin, Stylopin und Berberin
  • verschiedene Pflanzensäuren

Zubereitungen
Schöllkraut kann zu Tee zubereitet werden. Da es so schlecht dosierbar und grundsätzlich hochgiftig ist, ist davon jedoch abzuraten. Auch der Milchsaft wird pharmazeutisch genutzt, jedoch nicht zu Arzneimitteln verarbeitet. In modernen Phytopharmaka (Kapseln, Tabletten, Tropfen) sind Extrakte enthalten, die durch Auszug des wirkstoffhaltigen Krauts mit einem wässrig-alkoholischen Extraktionsmittel gewonnen werden.

Pharmakologische und medizinische Wirkung
Die Volksmedizin behandelt mit dem Milchsaft äußerlich Warzen, Hornhaut und Hühneraugen.
Das Kraut wird traditionell zur Behandlung krampfartiger Beschwerden im Bereich der Gallenwege und des Magen­Darm-Trakts eingesetzt. Wie Tierversuche belegen, steigert es den Gallefluss langsam und kontinuierlich, löst Krämpfe und lindert Schmerzen. Die Kommission E rät täglich zu 2 bis 5 g Droge bzw. 12 bis 30 mg Gesamtalkaloiden.

Während der Anwendung schöllkrauthaltiger Arzneimittel ist es zu Leberschäden gekommen. Nebenwirkungen der Präparate auf Leber und Galle könnten zudem die Symptome der zu behandelnden Erkrankungen verstärken.

Schöllkraut (Chelidonium majus L.)

Foto: Schöllkraut (Chelidonium majus L.), Hippocampus Bildarchiv