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Schachtelhalm

Schachtelhalm: Ackerschachtelhalm (Equisetum arvense L.)
 

Ackerschachtelhalm wird in Deutschland zu verschiedenen Arzneimitteln verarbeitet. Zurzeit sind 13 Phytopharmaka und 18 Homöopathika erhältlich. Die Phytotherapie nutzt Schachtelhalm als harntreibendes Mittel bei Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe sowie bei Entzündungen der ableitenden Harnwege und bei Nierengries. Auch in Naturkosmetika ist Schachtelhalm enthalten.

Synonyme
Zinnkraut, Zinngras, Kannenkraut, Katzenschwanz, Reibwisch, Scheuergras, Scheuerkraut, Schafthalm, Pipenstal, Hollpiepen, Drunkelpfeifen, Jattenswans, Kattstert, Katzenwedel, Rattenschwanz, Fuchszagel, Schafheu, Fegekraut, Pfannebutzer, Pferdeschwanz, Bandwisch, Schafstroh

Biologie
Schachtelhalmgewächse (Equisetaceae), die keine Blüten ausbilden, gab es schon im Erdaltertum. Der Schachtelhalm ist mehrjährig ausdauernd mit langem unterirdischen Wurzelstock, an dem zwei Sprossarten gebildet werden. Im Frühjahr treibt er fertile, 15 bis 30 cm lange, gelb­braun oder braun-rot gefärbte, nicht unterteilte Sprosse, an deren Enden sich bräunliche zapfenförmige Sporenbehälter bilden. Die Sporen werden im März bis April mit dem Wind verbreitet. Jede Spore entwickelt sich zu
einem kleinen, grünen, unregelmäßig gelappten Vorkeim, der entweder die männlichen oder weiblichen Geschlechtsorgane enthält. Die männlichen Geschlechtszellen schwimmen bei ausreichend Feuchtigkeit zu den weiblichen Eizellen und befruchten diese. Aus den Keimen entwickeln sich Schachtelhalmpflanzen. Nach der Sporenreife treibt der Wurzelstock bis zu 40 cm lange, grüne, der Photosynthese dienende, sterile Sprosse. Diese sind aus 6 bis 19 hohlen Gliedern zusammengesetzt, die an den Knoten durch Querwände getrennt sind. Die Blätter sind zu einer dem Spross anliegenden Scheide verwachsen.

Vorkommen
Schachtelhalm kommt mit Ausnahme von Australien und Neuseeland fast überall auf der Welt vor. Die Pflanze wächst auf lehmhaltigen Böden, auf Äckern und Ödland, in Gräben sowie an Wegrändern. Für Phytopharmaka sammelt man von Mai bis September die sterilen grünen Sprosse. Hauptsammelgebiete sind die mittel- und osteuropäischen Länder, insbesondere Russland, das ehemalige Jugoslawien, Albanien, Ungarn und Polen sowie China. China ist das wichtigste Exportland für Schachtelhalm.

Anbau
Da die Arzneimittelherstellung Material aus Wildsammlungen nutzt, wird kein systematischer Anbau betrieben. Er wäre jedoch möglich.

Zur Produktion von Phytopharmaka verwendete Pflanzenteile
Für Arzneimittel werden die wirkstoffhaltigen, grünen und sterilen Sprosse verwendet; das getrocknete Pflanzenmaterial (Droge) heißt lateinisch Herba Equiseti.

Inhaltsstoffe

  • mineralische Bestandteile, insbesondere Kieselsäure bzw. Siliziumdioxid (ca. 5 bis 8 % des Trockengewichts)
  • Flavonoide, u. a. Quercitin und Kämpferol
  • Equisterin
  • verschiedene Säuren

Zubereitungen
Aus Schachtelhalmkraut werden Tees, Tinkturen und Badezusätze hergestellt. Kapseln und Tabletten enthalten Extrakte, die durch Auszug des wirkstoffhaltigen Schachtelhalmkrauts mit einem wässrigen bzw. wässrig-alkoholischen Extraktionsmittel gewonnen werden.

Pharmakologische und medizinische Wirkung
Die Volksmedizin nutzt Schachtelhalm nicht nur zum Gurgeln und Mundspülen, sie behandelt damit auch schlecht heilende Wunden, innerliche Blutungen verschiedenster Art und Gicht. Tierversuche belegten, dass die im Schachtelhalm enthaltene Kieselsäure den Abkapselungsprozess bei leichteren Fällen der Lungentuberkulose fördert. Die moderne Phytotherapie nutzt Schachtelhalm, um Flüssigkeitsansammlungen in Folge von Verletzungen und Geschwulsten auszuschwemmen. Trinkt der Patient ausreichend, lassen sich damit auch entzündliche Erkrankungen der ableitenden Harnwege und Nierengries behandeln. Die Kommission E empfiehlt dazu täglich 6 g Droge bzw. die entsprechende Extraktmenge. Schachtelhalm gilt als nebenwirkungsarm.

Ackerschachtelhalm (Equisetum arvense L.)

Foto: Ackerschachtelhalm (Equisetum arvense L.), Fotolia