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Melisse

Melisse (Melissa officinalis L.)

Melisse ist nicht nur als Gewürz und als Tee von Bedeutung, sie zählt auch zu den wichtigsten in Deutschland produzierten Arzneipflanzen und ist Bestandteil von zurzeit 23 Phytopharmaka und 2 Homöopathika. Mit Melisse werden nervöse Unruhe zustände, Verdauungsstörungen und Herpeserkrankungen behandelt.

Synonyme
Zitronenmelisse, Gartenmelisse, Römische Melisse, Bienenkraut, Englische Brennnessel, Immenblatt, Honigblatt, Herztrost, Frauenwohl, Wanzenkraut, Mutterkraut

Biologie
Melisse gehört zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae, Labiatae). Die ausdauernde Pflanze, die über einen Wurzelstock mit mehreren Knoten und zahlreichen hellbraunen bis weißen Wurzeln verfügt, treibt mehrere vierkantige, 60 bis 80 cm hohe Stängel. Die ei- bis herzförmigen, behaarten, grob und regelmäßig gesägten Blätter stehen gegenständig mit kreuzweise vertausch­ter Ausrichtung am Stängel. Die bläulich-weißen Blüten werden ab dem 2. Standjahr im Juli bis August getrieben und stehen achsenständig in Scheinwirteln. Die Samen, bei denen es sich um Nüsschen handelt, sind länglich­eiförmig und gelb bis dunkelbraun glänzend.

Vorkommen
Melisse findet sich als Wildpflanze im Mittelmeergebiet und in Westasien an Hecken, Flussufern und schattigen Plätzen. Darüber hinaus wird sie in den gemäßigten Zonen Europas, Nordamerikas und Asiens u. a. zur Produktion von pflanzlichen Arzneimitteln angebaut.

Anbau
Der Anbau von Melisse erfolgt an nährstoffreichen Standorten, bevorzugt auf lehmigem Sand oder sandigem Lehm ohne Staunässe mit einem hohen Humusgehalt. Ebenfalls sind Niedermoor- und halbschattige Standorte für den Anbau geeignet. Der pH-Wert des Bodens sollte neutral sein. Der Anbau erfolgt in Direktaussaat oder als Pflanzung; die erwerbsmäßige Nutzung eines Melissebestandes erstreckt sich über 3 bis 4 Jahre.

Zur Produktion von Phytopharmaka verwendete Pflanzenteile
Für die Produktion von Phytopharmaka werden die Blätter oder in geringerem Ausmaß das wirkstoffhaltige Kraut zu Beginn oder während der Blüte geerntet. Die getrockneten Blätter (Droge) werden lateinisch als Melissae folium, das getrocknete Kraut als Melissae herba bezeichnet. Das aus dem frischen oder getrockneten Pflanzenmaterial durch Wasserdampfdestillation gewonnene Melissenöl (Droge) trägt die lateinische Bezeichnung Melissae aetheroleum.

Inhaltsstoffe

  • ätherisches Öl mit den Hauptbestandteilen Citronellal, Geranial und Neral
  • Phenolcarbonsäuren, u. a. Rosmarinsäure

Zubereitungen
Melissenblätter und -kraut werden zu Tee aufgebrüht; zusätzlich wird vielfach Melissenöl eingesetzt. Kapseln und Tabletten enthalten Extrakte, die durch Auszug der wirkstoffhaltigen Blätter bzw. des wirkstoffhaltigen Krauts der Melisse mit einem wässrigen bzw. wässrig-alkoholischen Extraktionsmittel gewonnen werden.

Pharmakologische und medizinische Wirkung
Mit Melisse werden traditionell Unruhezustände, nervös bedingte Einschlafstörungen sowie funktionelle Magen-Darmbeschwerden behandelt. Die Kommission E empfiehlt dafür eine Einzeldosis von 1,5 bis 4,5 g Droge bzw. die entsprechende Extraktmenge. Da eine Vielzahl von Arzneipflanzen ähnliche Indikationsbereiche aufweisen, gibt es nur ein Präparat, das ausschließlich Melisse enthält. Neben Hopfen, Passionsblume und Lavendel ist die Melisse in Beruhigungs- und Einschlaftees und -arzneimitteln enthalten. In Kombination mit anderen Arzneipflanzen behandelt man damit Magen-Darm-Erkrankungen. Darüber hinaus wird Melissenextrakt zur Behandlung von Herpes simplex der Haut und Schleimhaut angewendet.

Melisse (Melissa officinalis L.)

Foto: Melisse (Melissa officinalis L.), FNR Stelter