PflanzenFachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.

 

Gemeine Rosskastanie

Gemeine Rosskastanie (Aesculus hippocastanum L.)
 

Rosskastanie ist eine der wichtigsten in Deutschland verarbeiteten Arzneipflanzen. 38 Phytopharmaka und 15 Homöopathika sind auf dem Markt. Die Phytotherapie behandelt damit chronische Venen-schwäche. Je nach Dauer und Ausmaß der Rückflussstörungen in den Venen und der sich ergebenden Behinderung des Stoffaustausches reichen die Symptome von der Ansammlung von Flüssigkeit im Körpergewebe bis zu Schweregefühl in den Beinen.

Synonyme
Wilde Kastanie, Weiße Rosskastanie, Pferdekastanie, Foppkastanie, Saukastanie, Drusenkesten, Kestenbaum, Wildi Kestene, Gichtbaum, Judenkest, Vixirinde

Biologie
Rosskastanie gehört zur Familie der Rosskastaniengewächse (Hippocastanaceae). Es handelt sich um einen 30 bis 35 m hohen, sommergrünen Baum mit großer, dichter und regelmäßiger Krone und einfachem, geradem Stamm mit dunkelrötlicher oder graubrauner Rinde. Die Laubblätter stehen wechselständig und weisen 15 bis 20 cm lange, rinnige Stiele auf. Die Blätter bestehen aus 5 bis 7 Blattfedern, die sich zur Spitze verjüngen und einen gezähnten Rand haben. Die Blüten, die im Frühjahr getrieben werden, sind weiß und in unter­schiedlichem Maß gelb bis rot gefleckt und stehen in aufrechten, breiten und 30 cm langen Rispen. Die stacheligen und kugeligen Früchte mit einem Durchmesser von 5 bis 7 cm brechen im Oktober auf und entlassen 2 bis 3 halbrunde Samen.

Vorkommen
Die aus dem Balkan stammende Rosskastanie ist als Park-, Garten- und Alleebaum in Europa, Westasien, Japan und im Süden Nordamerikas weit verbreitet. Die Samen dienen nicht nur in Forsten als Wildfutter, sondern sind ebenso wie Rinden und Blätter Rohstoff für Arzneimittel. Sie kommen überwiegend aus Wildsammlungen in osteuropäischen Ländern.

Anbau
Da der Rohstoff aus Wildsammlungen stammt, wird die Rosskastanie für die Arzneimittelproduktion nicht gezielt angebaut. Das wäre zwar möglich, würde jedoch einiges an Geduld verlangen.
Zur Produktion von Phytopharmaka verwendete Pflanzenteile
Die für die Produktion von Arzneimitteln verwendeten getrockneten Samen heißen lateinisch Hippocastani semen. Rinde und Blätter werden nur selten genutzt.

Inhaltsstoffe

  • Kastaniensamen  Kastanienblätter, Kastanienrinde:
  • Aescin (Gemisch aus Triterpensaponinen)
  • Flavonoide
  • Flavonoide
  • Aesculin
  • Fraxin

Zubereitungen
Während traditionell Rinde und Blätter genutzt wurden, sind es in modernen Phytopharmaka Extrakte der Rosskastaniensamen, die durch Auszug mit einem wässrig-alkoholischen Extraktionsmittel gewonnen werden.

Pharmakologische und medizinische Wirkung
Mit Salben und Cremes aus Samen, Rinden oder Blätterextrakten behandelt man traditionell chronische Venenschwäche und Hämorrhoiden. Heute sind Kapseln, Tabletten und Tropfen mit Extrakten der Kastaniensamen auf dem Markt. Sie mindern den Austritt von Blutbestandteilen in die Nachbargewebe und somit die Ansammlung eiweißreicher Flüssigkeit, wie pharmakologische Untersuchungen belegen. Beim Menschen betrifft diese Wirkung primär die Blut kapillaren und weniger die größeren Venen. Arzneimittel mit Rosskastanie verringern laut klinischen Studien das Beinvolumen und den Unterschenkelumfang und mindern die für die chronische Venenschwäche typischen Symptome wie Spannungsgefühl, Schmerzen, Beinmüdigkeit und Juckreiz. Die Kommission E empfiehlt gegen Venenerkrankungen 2 mal täglich 100 mg Aescin bzw. die entsprechende Extraktmenge. Rosskastaniehaltige Arzneimittel gelten als nebenwirkungsarm.

Gemeine Rosskastanie (Aesculus hippocastanum L.)

Foto: Gemeine Rosskastanie (Aesculus hippocastanum L.), Fotolia