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Echter Baldrian

Echter Baldrian (Valeriana officinalis L.)

Echter Baldrian zählt zu den wichtigsten in Deutschland zu Phytopharmaka verarbeiteten Arzneipflanzen. Zurzeit befinden sich 63 Phytopharmaka und 23 Homöopathika auf dem Markt. Die Phytotherapie behandelt mit Echtem Baldrian nervös bedingte Schlafstörungen und Unruhezustände. Er steigert aber auch Leistungs- und Konzentrationsvermögen.

Synonyme
Hexenkraut, Katzenkraut, Augenwurzel, Brachkraut, Krampfwurzel, Windwurzel, Mondwurzel, Waldspeik, Rattenwurzel, Denmarkwurzel, Bullerian, Dreifuß, Marienwurzel, Ollerjan, Viehkraut, Wendwurzel

Biologie
Echter Baldrian gehört zur Familie der Baldriangewächse (Valerianaceae). Weltweit gibt es ca. 250 Baldrianarten. Bei Echtem Baldrian handelt sich um eine 50 bis 150 cm hohe mehrjährige Pflanze mit einem walzenförmigen gelbbraunen Wurzelstock. Aus dem Wurzelstock wachsen 50 bis 60 zylindrische gelbbraune Wurzeln. Der Stängel ist kantig und hohl, die großen unpaarig gefiederten Blätter sind gegenständig angeordnet. Echter Baldrian blüht von Juni bis August mit rosa bis weißen rispigen Trugdolden an den Stängelspitzen. Bei den Früchten handelt es sich um eiförmige Schließfrüchte mit einem spitzen Ende, an dem sich eine Haarkrone befindet.

Vorkommen
Echter Baldrian ist als Wildpflanze in Europa und in den gemäßigten klimatischen Zonen Asiens beheimatet; für das Wachstum bevorzugt er feuchte und sumpfige Standorte. Er ist frostfest. Echter Baldrian wird  in Belgien, England, Holland und Osteuropa und in geringem Umfang in Deutschland angebaut; die Hauptproduktionsländer sind jedoch Indien, Mexiko und Polen.

Anbau
Echter Baldrian wird auf tiefgründigen, steinlosen, unkrautfreien, nicht staunassen und siebfähigen Böden gegebenenfalls unter Beregnung angebaut. Der Anbau erfolgt einjährig oder einjährig überwinternd. Da die Wurzel den zu erntenden Pflanzenteil darstellt, sind klebende oder stark humose Böden nicht zu empfehlen. Angebaut wird durch Aussaat oder Pflanzung.

Zur Produktion von Phytopharmaka verwendete Pflanzenteile
Für die Produktion von Arzneimitteln wird im Spätherbst die Wurzel geerntet; das getrocknete Pflanzenmaterial (Droge) wird lateinisch als Valerianae radix bezeichnet.

Inhaltsstoffe

  • Valepotriate, insbesondere Valtrat, Isovaltrat, Acevaltrat
  • ätherisches Öl, Zusammensetzung in Abhängigkeit vom Chemotyp (Bornylacetat oder Valerensäuren)

Zubereitungen
Neben Tees sind Tinkturen und Presssäfte auf dem Markt, die gegen Schlafstörungen und Unruhezustände helfen. In modernen Phytopharmaka (Kapseln, Tabletten, aber auch Tinkturen und Tees) kommen Extrakte zum Einsatz, die durch Auszug der Droge mit Wasser oder einem Wasser-Alkohol-Gemisch gewonnen werden. Neben dem ätherischen Öl ist insbesondere der Gehalt an Valerensäure oder Acetoxyvalerensäure eine charakteristische Größe für die Qualität der Phytopharmaka, da diese Substanzen nur in Echtem Baldrian vorkommen. Baldrian wird häufig mit Hopfen, Melisse oder Passionsblume zu Kombinationspräparaten verarbeitet.

Pharmakologische und medizinische Wirkung
Studien am Menschen belegen, dass Echter Baldrian nicht im Sinne typischer Schlafmittel wirkt, sondern Einschlaf- und Durchschlafstörungen erst nach einer 2- bis 4-wöchigen Behandlung mildert. Aufgrund der fehlenden Sofortwirkung birgt Echter Baldrian im Vergleich zu chemischen Schlafmit­teln ein sehr geringes Risiko einer Abhängigkeit. Gegen Schlafstörungen empfiehlt die Kommission E eine Dosierung von 2 bis 3 g Baldriandroge ein­ bis mehrfach täglich bzw. die entsprechende Extraktmenge. Neben- und Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln sind nicht bekannt.

Echter Baldrian (Valeriana officinalis L.)

Foto: Echter Baldrian (Valeriana officinalis L.), Fotolia

Baldrian mit Wurzelballen (<i>Valeriana officinalis</i>)

Foto: Baldrian mit Wurzelballen, agenda