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Echte Pfefferminze

Echte Pfefferminze (Mentha x piperita L.)

Echte Pfefferminze zählt zu den wichtigsten in Deutschland produzierten und zu Arzneimitteln verarbeiteten Arzneipflanzen. Zurzeit befinden sich 39 Phytopharmaka und 2 Homöopathika auf dem Markt. Pfefferminze bzw. Pfefferminzöl helfen beim Reizdarmsyndrom, werden aber auch bei Spannungskopfschmerzen eingesetzt. Darüber hinaus ist Pfefferminze in Beruhigungsmitteln und pflanzlichen Hustenmitteln enthalten. In Form von Tee erfreut sich Pfefferminze als Lebensmittel großer Beliebtheit.

Synonyme
Edelminze, Englische Minze, Teeminze, Aderminze, Katzenkraut, Schmeckerts, Prominze, Hausminze, Mutterkraut

Biologie
Echte Pfefferminze gehört zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae, Labiatae). Es handelt sich um einen Artmischling aus der Bachminze (Mentha aquatica) und der Grünen Minze (Mentha spicata). Als nahezu steriler Mischling lässt sie sich nur vegetativ über Wurzelausläufer (Stolone) oder Stecklinge vermehren; falls Samen gebildet werden, sind diese für den Anbau wertlos, da es bei Aussaat zur
Aufspaltung in die Ursprungsarten kommt. Die Echte Pfefferminze ist eine 30 bis 80 cm hohe ausdauernde, krautige, flach wurzelnde Staude, die ober- und unterirdische Ausläufer bildet. Die Stängel sind kahl und wenig verzweigt und in manchen Fällen violett gefärbt, die Laubblätter sind gegenständig angeordnet, länglich eiförmig bis lanzettlich geformt, am Rand grob gezähnt und häufig mit einer violetten Nervatur versehen. Falls Blüten und Früchte gebildet werden, erscheinen die Blüten ab Juli bis September, stehen in endständigen Ähren und sind rosa bis lila gefärbt. In den Blüten werden je vier eiförmige, glänzend braune Schließfrüchte gebildet, die im Boden des Blütenkelches eingeschlossen sind. Im Herbst stirbt das Kraut ab; im Frühjahr treibt die Pflanze aus. Echte Pfefferminze wächst aufrecht und blüht nur unter Langtagsbedingungen.

Vorkommen
Als Artmischling befindet sich die Echte Pfefferminze in Kultur und kommt selten verwildert vor. Angebaut wird sie weltweit; jedoch sind die in Deutschland produzierten Mengen gering. Hauptimport- und somit Anbauländer sind die Balkanländer, die Ukraine, Ungarn, Ägypten, Marokko, die USA und Spanien; die in den USA, Italien, Südamerika und Asien produzierte Ware dient primär der Pfefferminzölgewinnung.

Anbau
Der Anbau von Echter Pfefferminze ist auf nahezu allen Böden mit Ausnahme von sehr schweren, staunassen oder extrem trockenen Böden möglich. Bevorzugt werden jedoch unkrautarme, frische, humose, sandige Lehmböden, die möglichst windgeschützt und warm, jedoch ohne Hitze, sein sollten. Auch Niedermoorstandorte sind geeignet.

Aufgrund der fehlenden Vermehrung über Samen werden Wurzelausläufer oder Stecklinge gepflanzt.

Zur Produktion von Phytopharmaka verwendete Pflanzenteile
Für die Produktion von Arzneimitteln werden das wirkstoffhaltige Kraut bzw. die wirkstoffhaltigen Blätter kurz vor der Blüte geerntet; das getrocknete Pflanzenmaterial (Droge) wird lateinisch als Herba Menthae (Pfefferminzkraut) bzw. Menthae piperita folium (Pfefferminzblätter) bezeichnet. Über Wasserdampfdestillation wird aus den frischen, blühenden Sprossspitzen das ätherische Öl, lateinisch Menthae piperitae aetheroleum, gewonnen.

Inhaltsstoffe
Pfefferminzkraut  Pfefferminzöl:

  • ätherisches Öl mit Menthol, Menthon, Cineol,
  • Menthol

Menthylacetat, Neomenthon, Isomenthon:

  • verschiedene Mentholester

Limonen, Pulegon, Menthofuran:

  • Menthon
  • Gerbstoffe
  • Flavonglykoside
  • Rosmarinsäure

Zubereitungen
Traditionell werden Pfefferminzblätter und -kraut zur Herstellung von Tees, insbesondere Beruhigungs- und Schlaftees, verwendet. Pfefferminzöl wird einerseits selbst als Arzneimittel eingesetzt, andererseits ist es Bestandteil von Lutschtabletten, Pastillen und Gurgelwasser.

Pharmakologische und medizinische Wirkung
Tees aus Pfefferminzblättern und -kraut sind oft gemischt mit Baldrian, Hopfen, Melisse, Kamille, Lavendel, Orangenblüten und Pomeranzenschale und wirken beruhigend und einschläfernd. Auch in Lutschtabletten und Hustenpastillen ist Pfefferminzöl enthalten, da es Schluckreiz und vermehrten Speichelfluss auslöst, was Hustenstößen entgegenwirkt. Zur Behandlung von Schleimhautentzündungen der oberen Atemwege empfiehlt die Kommission E mittlere Tagesdosen von 3 bis 6 g Pfefferminzblättern für Tees und mittlere Tagesdosen von 6 bis 12 Tropfen für Pfefferminzöl. In Gurgelwasser enthalten reinigt Pfefferminzöl Mund- und Rachenraum und wirkt Entzündungen entgegen. Klinische Studien belegen, dass Tee oder Öl mit krampflösender Pfefferminze auch beim Reizdarmsyndrom helfen, das durch Bauchschmerzen, Verstopfung, Durchfall, gestörte Kotabgabe und Blähungen ohne organische Erkrankung gekennzeichnet ist. Die Kommission E empfiehlt Pfefferminze und das daraus hergestellte Öl außerdem bei Beschwerden im Magen-Darm-Bereich und der Gallenblase und -wege. Entweder täglich 3 bis 6 g Blätter in Form von Teezubereitungen oder 6 bis 12 Tropfen Pfefferminzöl hält sie in diesem Fall für angebracht. Gegen Reizdarm wird ausschließlich Öl mit einer mittleren Einzeldosis von 0,2 ml und einer mittleren Tagesdosis von 0,6 ml angeraten. Reibt man zehnprozentiges Pfefferminzöl in alkoholischer Lösung auf die Stirn, hilft das wie in klinischen Studien belegt gegen Spannungskopfschmerz ähnlich wie Paracetamol oder Acetylsalicylsäure. Migräne lässt sich damit jedoch nicht behandeln. Pfefferminze und Pfefferminzöl sind zwar nebenwirkungsarm, dürfen aber bei Verschlüssen der Gallenwege, Gallenblasenentzündungen, schweren Leberschäden und im Bereich des Gesichtes von Kleinkindern nicht angewendet werden.

Echte Pfefferminze (Mentha x piperita L.)

Foto: Echte Pfefferminze (Mentha x piperita L.), Fotolia