PflanzenFachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.

 

Brennnessel

Große Brennessel (Urtica dioica L.), Kleine Brennessel (Urtica urens L.)

Aus Großer und Kleiner Brennnessel werden eine Vielzahl pflanzlicher Arzneimittel hergestellt. 26 Phytopharmaka und 11 Homöopathika sind heute im Handel erhältlich. Die Phytotherapie behandelt damit Nieren- und Harnwegserkrankungen, die Symptome einer gutartigen Prostatavergrößerung sowie rheumatische Beschwerden.

Synonyme
Donnernessel, Dunnernettel, Nessel, Saunessel, Hanfnessel, Senznettel, Esselkraut, Scharfnessel, Tausendnessel

Biologie
Die Große und Kleine Brennnessel gehören zur Familie der Brennnesselgewächse (Urticaceae). Beide Brennnesselarten kommen in der Natur häufig vor. Sie haben einen vierkantigen aufrechten und unverzweigten Stängel, die Blätter sind oval-länglich und an der Basis herzförmig. Die Oberflächen der Blätter sind mit Brennhaaren besetzt, deren Inhaltsstoffe, u. a. Ameisensäure, für
das Brennen der Haut nach Berührung der Pflanze verantwortlich sind. Die Wirkung der Brennhaare geht nach dem Überbrühen bzw. Trocknen verloren. Die Blattränder der Brennnesseln sind gezähnt. Die Blüten werden zwischen Mai und September als in den Blattachseln entspringende Ähren gebildet. Während die Kleine Brennnessel bis 80 cm hoch wird und Blüten beider Geschlechter an einer Pflanze trägt, werden die Pflanzen der Großen Brennnessel bis 1,50 m hoch und sind entweder männlich oder weiblich. Die einjährige Kleine Brennnessel bildet außerdem keinen überwinternden Wurzelstock, wohingegen die mehrjährige Große Brennnessel einen ausdauernden überwinternden Wurzelstock hat.

Vorkommen
Brennnesseln sind in ganz Europa als Wildpflanzen verbreitet. Sie finden sich an Wegen und Hecken, in der Nähe von Häusern, auf Ödland, in Auwäldern, in Ufernähe und auf Kulturflächen und bevorzugen für das Wachstum nährstoffreiche, schwere, humose und unkrautarme Böden mit einem leicht alkalischen pH-Wert, insbesondere jedoch Niedermoorstandorte. Dennoch verträgt die Kleine Brennnessel keine Staunässe. Die Große Brennnessel ist frosthart, während die Kleine Brennnessel nicht überwintert. Brennnesseln werden bevorzugt durch Wildsammlung gewonnen; ein Anbau in Deutschland ist möglich und wird in geringem Umfang realisiert.

Anbau
Brennnesseln wachsen am besten auf nährstoffreichen, schweren, humosen und unkrautarmen Böden mit einem leicht alkalischen pH-Wert. Die Große Brennnessel wird mehrjährig angebaut, die Kleine Brennnessel einjährig. Der Brennnesselanbau insgesamt ist unbedeutend. Angebaut wird durch Aussaat oder Pflanzung.

Zur Produktion von Phytopharmaka verwendete Pflanzenteile
Für die Produktion von Phytopharmaka werden zur Blüte Wurzelkraut und Blätter geerntet. Die getrocknete Brennnesselwurzel (Droge) wird lateinisch als Urticae radix, das getrocknete Brennnesselkraut (Droge) als Urticae herba bezeichnet; die getrockneten Brennnesselblätter (Droge) tragen die lateinische Bezeichnung Urticae folium.

Inhaltsstoffe
Brennnesselblätter und -kraut:

  • Scopoletin, ß-Sitosterol
  • Flavonoide
  • Silikate
  • aliphatische Säuren
  • Hydroxyzimtsäuren (u. a. Caffeoyläpfelsäure in der Großen Brennnessel)

Brennnesselwurzel:

  • Scopoletin, ß-Sitosterol
  • Lectin
  • Polysaccharide
  • Lignane

Zubereitungen
Zur Herstellung von Brennnesseltee werden Brennnesselblätter bzw. -kraut verwendet. Moderne Phytopharmaka (Kapseln, Tabletten) enthalten Extrakte, die durch Auszug der wirkstoffhaltigen Wurzel bzw. der Blätter und des Krauts mit Wasser oder einem Wasser-Alkohol-Gemisch als Extraktionsmittel gewonnen werden.

Pharmakologische und medizinische Wirkung
Mit Brennnesseltee werden traditionell Harnwegsentzündungen und -infekte behandelt, die häufig mit starkem Harndrang bei schmerzhafter Abgabe geringer Harnmengen verbunden sind. Auch gegen Nierengries wird Tee eingesetzt, denn er wirkt harntreibend, ohne die lebenswichtigen Salze aus dem Körper auszuschwemmen. Die Kommission E empfiehlt eine mittlere Tagesdosis von 8 bis 12 g Brennnesselkraut. Moderne Phytopharmaka mit Brennnesselblättern und -kraut dienen der unterstützenden Behandlung rheumatischer Beschwerden. Untersuchungen am Menschen haben nachgewiesen, dass sie Schadstoffe ausschwemmen und Entzündungen hemmen. Auch hier empfiehlt die Kommission E eine mittlere Tagesdosis von 8 bis 12 g getrockneten Brennnesselblättern und -kraut bzw. die entsprechende Extraktmenge. Seit ca. 20 Jahren behandelt man mit Brennnessel außerdem Symptome der gutartigen Prostatavergrößerung im Anfangsstadium und das hiermit verbundene häufige Wasserlassen. Denn der Wirkstoff erhöht den Harnfluss und reduziert dadurch Harndrang und Häufigkeit der Harnabgabe. 4 bis 6 g getrocknete Wurzel sind laut Kommission E dafür ausreichend. Brennnesselhaltige Phytopharmaka zeigen kaum Nebenwirkungen. In seltenen Fällen treten Magen-Darm-Beschwerden auf.

Große Brennnessel (Urtica dioica L.)

Foto: Große Brennnessel (Urtica dioica L.), Fotolia