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Artischocke

Artischocke (Cynara scolymus L.)

Während die kiefernzapfenartigen Blütenköpfe der Artischockenknospe als Gemüse gegessen werden, stellt man aus den Laubblättern Arzneimittel her. Zurzeit befinden sich 25 Phytopharmaka und 2 Homöopathika auf dem Markt. In der Phytotherapie wird Artischocke zur Behandlung von Verdauungsbeschwerden eingesetzt, die durch Fettintoleranz, Blähbauch, Blähungen, Verstopfung, Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen gekennzeichnet sind.

Synonyme
Essdistel, Französische Artischocke, Grüne Artischocke, Kugelartischocke

Biologie
Die Artischocke gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae, Compositae). Die zweijährige Artischocke ist eine distelartige Staude, die ein bis zwei Meter hoch werden kann und große, graufilzige und fiederteilige Blätter und einen starken Wurzelstock besitzt. Aus der Blattrosette entwickeln sich lange Achsen, an deren Ende kiefernzapfenähnliche Blütenköpfe gebildet werden. Bei den Artischockenfrüchten handelt es sich um ovallängliche, leicht gerippte Schließfrüchte mit einer
Krone aus flaumigen Borsten.

Vorkommen
Die Artischocke ist vermutlich in Äthiopien beheimatet. Als Gemüse wird sie im Mittelmeergebiet, auf dem Balkan und in den USA kultiviert, als hochwertige Blattkultur zunehmend auch in Deutschland. Sie ist empfindlich gegenüber Kälte, toleriert aber Temperaturen bis -4 °C.

Anbau
Für den Artischockenanbau mit dem Ziel der Produktion arzneilich genutzter Laubblätter sind sandige Lehme bis lehmige Sande ohne Neigung zu Staunässe und Verdichtung gut geeignet. Häufige Wasserzufuhr ist nötig, so dass auch Böden geeignet sind, die Grundwasser in der Bewurzelungstiefe von 90 bis 120 cm führen. Das vegetative Wachstum und somit die Blattbildung werden durch gemäßigte Temperaturen von 20 °C begünstigt, so dass sich der Artischockenanbau auch in nördlichen Gegenden Mitteleuropas verwirklichen lässt. Angebaut wird durch Aussaat oder Pflanzung. Als Arzneipflanze ist die Artischocke nur einjährig nutzbar.

Zur Produktion von Phytopharmaka verwendete Pflanzenteile
Für die Produktion von Phytopharmaka werden die Laubblätter in frischem oder getrocknetem Zustand verwendet; das getrocknete Blattmaterial (Droge) wird lateinisch als Cynarae folium bezeichnet.

Inhaltsstoffe

  • Caffeoylchinasäurederivate, insbesondere Cynarin (Bildung primär während Trocknung und Extraktion)
  • Flavonoide, insbesondere Scolymosid und Cynarosid
  • Sesquiterpenlactone, insbesondere Cynaropikrin

Zubereitungen
Traditionell werden Artischockenextrakte zur Herstellung von Magenbittern und Likörweinen zur Unterstützung der Verdauung verwendet. Moderne Phytopharmaka (Kapseln, Tabletten) enthalten Extrakte, die durch Auszug von frischen oder getrockneten Artischockenblättern mit Wasser gewonnen werden.

Pharmakologische und medizinische Wirkung
Pharmakologische Untersuchungen belegen, dass Artischocken und daraus hergestellte Extrakte den Cholesterinspiegel senken, die Arteriosklerosebildung verlangsamen und die Leberzellen schützen. Verdauungsbeschwerden werden vor allem mit hochdosierten wässrigen Extrakten behandelt. Ihre Wirksamkeit gegen die Symptome Fettintoleranz, Blähbauch, Blähungen, Verstopfung, Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen lässt sich – wie in einer klinischen Studie belegt – auf gesteigerten Gallefluss zurückführen. Zur Behandlung von Verdauungsbeschwerden empfiehlt die Kommission E täglich 6 g Droge bzw. das entsprechende Extraktäquivalent.

Artischocken (Cynara scolymus L.)

Foto: Artischocken (Cynara scolymus L.), Fotolia

Artischocken (Cynara scolymus L.)

Foto: Artischockenernte, agenda