PflanzenFachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.

 

Sida

Sida hermaphrodita

Merkmale

Sida hermaphrodita (L.) oder auch Virginiamalve ist eine frostbeständige Staude, die 15-20 Jahre genutzt werden kann. Im ersten Jahr bildet sie zunächst unterirdische Pflanzenteile aus und ab dem zweiten Jahr wächst die Pflanze dann bis zu 3 Metern strauchartig in die Höhe. Sida hat ein tiefreichendes Wurzelsystem. Die bis 3 cm dicken und aufrechten Stängel sind stark verzweigt und verholzen mit zunehmender Abreife. Die handflächig großen Blätter sind gestielt und gezähnt. Sida hat endständige kleine weiße Blüten und blüht von Juli bis Oktober.

Kulturgeschichtlicher Hintergrund

Die Heimat der Sida ist Nordamerika, dort wurde sie im 18. Jahrhundert als Futterpflanze kultiviert. In den 1930er Jahren gelangte Sida in die ehemalige Sowjetunion und wurde als Futter- und Faserpflanze getestet. Ab 1955 erfolgte dann der Versuchsanbau in Polen, wo bis heute der umfangreichste Praxisanbau in Europa durchgeführt wird. Erste Versuche wurden in Deutschland erst in den letzten Jahren angelegt. Hauptzielrichtungen sind der Einsatz als Energiepflanze (Biogassubstrat, Festbrennstoff), aber auch eine stoffliche Nutzung als Faser- und Heilpflanze ist nicht ausgeschlossen.

Anbau

Sida stellt nur geringe Standortansprüche, auch Grenzstandorte und Rekultivierungsflächen sind geeignet. Ideal sind allerdings feuchte, schwere Böden mit guter Wasserversorgung und Standorte mit sonnigem, warmem Klima. Bodenversauerung verträgt die Pflanze nicht.

Die Aussaat oder Pflanzung erfolgt ab Mitte Mai. Für die Aussaat sprechen geringere Kosten, dagegen allerdings ein geringer Feldaufgang und notwendige Pflegemaßnahmen. Die Pflanzung ist kostenintensiver, allerdings wird eine sichere Etablierung des Pflanzenbestandes erreicht.

Ein erntewürdiger Ertrag ist ab dem 2. Standjahr zu erwarten, das volle Ertragspotenzial ab dem dritten Jahr. Für die Biogasanlage kann im Juli mit Feldhäckslern geerntet werden. Unter Umständen ist auch ein zweiter Schnitt im Oktober möglich, wobei dann der Trockensubstanz-Gehalt jedoch oft kaum 20 % erreicht. Bei einer vorgesehenen thermischen Nutzung erfolgt die Ernte nach dem Winter (ähnlich wie bei Miscanthus).

Detaillierte Hinweise zu acker- und pflanzenbaulichen Maßnahmen (wie Fruchtfolge, Aussaat, Düngung, Pflanzenschutz usw.) erhalten Sie u. a. über das TFZ Bayern, den Arbeitskreis Sida beim Kompetenznetzwerk 3N, die Landwirtschaftskammern und landwirtschaftliche Landesanstalten.

Verwendung als nachwachsender Rohstoff

Substrat für Biogasanlagen

spezifische Methanausbeute lt. Batchtests ca. 20-30% geringer als bei Silomais

Festbrennstoff

Trockensubstanzgehalt zur Ernte 80-85%

Weitere Informationen

 (FNR nach TFZ Wissen Nr. 3: Bioenergie-Dauerkulturen)

 

©FNR/Hajkova

Für den Einsatz in Biogasanlagen oder bei einer geplanten Nutzung als Tierfutter soll man Sida entweder belaubt im frühen Herbst oder sogar zweimal während der Vegetationsperiode ernten können. So sollen bei einem Trockenmassegehalt von 40 bis 60 % bis zu 100 Tonnen Frischmasseertrag pro Hektar möglich sein. Auch hier gehen deutsche Experten jedoch davon aus, dass eine zweimalige Ernte nur eingeschränkt möglich ist. Eventuell besteht eine Möglichkeit darin, eine Ernte als Grünpflanze durchzuführen und eine zweite im Winter im Hinblick auf den Festbrennstoff.

Erste Versuche renommierter landwirtschaftlicher Versuchsanstalten zum Biogasertrag zeigten spezifische Biogas- und Methanausbeuten in Bereichen um 50 % im Vergleich zu Silomais, wobei die Erntezeitpunkte sicherlich nicht immer optimal auf diese Nutzungsrichtung abgestimmt waren.

Da Sida eine mehrjährige Nutzpflanze mit einem langjährigen Produktionspotenzial ist, wird empfohlen, ein besonderes Augenmerk auf die Auswahl des geeigneten Bodens zu legen. Des Weiteren ist eine mitteltiefe bis tiefe Herbstbodenbearbeitung notwendig. Vor der Pflanzung sollten entwickelte Unkräuter entfernt und der Boden aufgelockert werden. Die Pflanzung erfolgt dann mit handelsüblichen, mehrreihigen Pflanzmaschinen bei einer Bodentemperatur von ca. 10 °C, je nach Höhenlage zwischen Ende April bis Ende Mai. Bisher wurde von einer Samenaussaat aufgrund der geringen Keimfähigkeit eher abgeraten. In Deutschland bieten jedoch ab 2012 spezialisierte Saatgutunternehmen behandeltes und keimfähiges Saatgut an.

Bisher liegen in Deutschland zur Sida nur wenige Erfahrungen und wissenschaftlich abgesicherte Ergebnisse vor. Landwirten wird daher empfohlen, zunächst eigene Erfahrungen in kleinerem Maßstab zu suchen.

Die FNR förderte im Auftrag des damaligen Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) ein Projekt der Universität Hohenheim, Institut für Landschafts- und Pflanzenökologie, welches die Reaktionen der Energiepflanzen Sida und Silphie auf erhöhte Temperaturen, reduzierte Niederschläge und den "CO2-Düngeeffekt“ untersuchte. Informationen zum Projekt finden Sie in der FNR-Projektdatenbank unter dem Förderkennzeichen 22400511.

Versuchsfeld [Quelle: FNR/Z.Hajkova]

Versuchsfeld [Quelle: FNR/Z.Hajkova]